WSV-Vermarktung - „Der Reiz der Currywurst“
Geschäftsführer Achim Weber und Marketingleiter Philipp Tychy schlagen bei der Vermarktung des WSV neue Wege ein.
Wuppertal. Als nach der 0:3-Niederlage gegen RW Erfurt am 27. April der Abstieg des Wuppertaler SV aus der 3. Liga besiegelt war, da kündigte Achim Weber, zu diesem Zeitpunkt Berater von WSV-Präsident Friedhelm Runge, drastische Veränderungen an. "Es wird ganz sicher den größten Umbruch in der Vereinsgeschichte geben", sagte Weber noch im Kabinengang.
Weber hat Wort gehalten. In seiner neuen Funktion als Geschäftsführer hat er dem WSV in Zusammenarbeit mit der sportlichen Leitung nicht nur eine bis auf drei Spieler komplett neu zusammengestellte Mannschaft, sondern auch eine neue Philosophie verpasst. Der Erfolg scheint ihm Recht zu geben, denn die Wuppertaler erwarten am kommenden Freitag (Anstoß 19.30Uhr, Stadion am Zoo) Arminia Bielefeld II als Tabellenführer.
Und sie dürfen sich, wie schon zum Saisonauftakt gegen Preußen Münster (6105 Besucher), auf eine stattliche Zuschauerzahl freuen. Der neue WSV kommt gut an, hat mit vielen jungen Spielern aus der Region und dank einer besseren Außendarstellung offensichtlich auch in der Viertklassigkeit das Potenzial, ein attraktiver Werbeträger zu sein.
"Unser Ziel ist es, nachhaltig zu arbeiten und den Stamm an festen Sponsoren zu erweitern. Das ist uns trotz des Abstiegs in diesem Sommer gelungen, denn wir haben 20 neue Partner gewinnen können. Wir betreiben Aufbauarbeit. Es ist in unserer Situation nicht sinnvoll, als erstes Thema die Vermarktung des Stadionnamens anzupacken oder einen Trikotsponsor zu suchen. Die Strukturen müssen mit den sportlichen Erfolgen wachsen. Wir sind hoffnungsvoll, denn es gibt bedeutende Leute, die mit uns den Versuch unternehmen wollen, wieder nach oben zu kommen", sagt Achim Weber.
Den Marketingbereich und die Betreuung der Sponsoren hat der WSV wieder in Eigenregie übernommen. Die aus Sicht des Vereins unbefriedigende Zusammenarbeit mit einem externen Vermarkter ruht. Alle Fäden laufen nun bei Marketingleiter Philipp Tychy zusammen, der sich in den Gesprächen mit den Sponsoren flexibel zeigen soll. Über spezielle Summen, die für das Sponsoring gezahlt werden, redet der WSV öffentlich nicht.
Für den Gold-Club sind nach Informationen der WZ 4500 Euro, für den Silberclub 2500 Euro pro Saison fällig. "Es sind Zahlen zu den Kartenpreisen im Vip-Bereich Gold und Silber publiziert worden. Doch diese Karten sind nur Teil des Saisonpakets, das wir für jeden Partner individuell schnüren. Der eine will über den WSV im Stadion werben, der andere sich einfach nur in einem ansprechenden Rahmen Spiele ansehen und so den WSV unterstützen", sagt Philipp Tychy, der auf vielfältige Möglichkeiten hinweist, beim WSV einzusteigen. "Bei allen Überlegungen im Bereich des Sponsoring, den Reiz der Currywurst dürfen wir nicht verlieren", fordert Achim Weber.
Dass der WSV nach dem Wegfall des größten Teils der Fernsehgelder (97 000 Euro in der Regionalliga statt 825 000 Euro in der 3.Liga) mehr denn je auf Zusatzeinnahmen angewiesen ist, verschweigt Achim Weber nicht. Das Schicksal von RW Essen ist ein mahnendes Beispiel. "Es ist unseriös, sich Jahr für Jahr hinzustellen und zu verkünden, dass nur der Aufstieg zählt. Wir wollen erst einmal bis zum Winter oben mitmischen", sagt Weber.
Ohne das Engagement von Friedhelm Runge könne der Verein in der Regionalliga nicht überleben. "Wir müssen die Abhängigkeit von Friedhelm Runge verringern, um ihn zu entlasten. Doch selbst wenn sich der Verein selbst trägt, würde er weiter zur Verfügung stehen."
Das Thema Ausgliederung des Profiteams in eine Spiel-Betriebs GmbH sei in der Regionalliga kein Thema. "Wir arbeiten in einem veralteten System, doch für die Gründung der Spielbetriebs GmbH muss ein Stammkapital von einer Million Euro nachgewiesen werden. Ich kann nicht erkennen, wo das Geld herkommen sollte", sagt Weber.