Regionalliga-Topspiel Wuppertaler SV verteidigt Platz zwei und ärgert sich dennoch ein bisschen
Darum bringen die Wuppertaler im Duell gegen Oberhausen vor 2639 Zuschauern eine verdiente Führung nicht ins Ziel. Beide Trainer auf einer Wellenlänge.
Beide Trainer waren sich nach dem Abpfiff des Regionalliga-Spitzenspiels zwischen dem Wuppertaler SV und Rot-Weiß Oberhausen schnell einig: „Das Endergebnis von 1:1 ging in Ordnung. Björn Mehnert (WSV) und Mike Terranova (RWO) sind schließlich auch privat Freunde und genauso freundschaftlich lief die Pressekonferenz nach 90 auf dem seifigen Rasen des Stadions am Zoo zuvor heiß umkämpften Minuten ab. Beide Teams bleiben an Tabellenführer Rot-Weiss Essen dran, der zu Hause gegen Wiedenbrück 0:0 spielte.
„Beide haben gezeigt, dass sie hier gewinnen wollten, ich glaube die Zuschauer haben ein gutes Spiel gesehen“, sagte Terranova und lobte seine Mannschaft dafür, wie sie den Ausfall fast der kompletten Defensivreihe verkraftet habe und nach dem Rückstand nach 50 Minuten durch Semir Saric Druck gemacht habe.
„Es ist ärgerlich, dass wir ein Stückweit darum betteln, den Ausgleich zu kriegen. Wir können den Sack einfach zumachen, haben zwei, drei Riesenkontermöglichkeiten, die wir richtig schlecht ausspielen“, sagte Björn Mehnert und monierte auch, dass seine Mannschaft sich zu tief in die Abwehr habe hineindrängen lassen. Das 1:1 fiel dann eine Viertelstunde vor Schluss nach der siebten von am Ende neun Ecken des Gastes - alle in Halbzeit zwei.
„Unnötig und ärgerlich“, nannte das Sportvorstand Peter Neururer, denn in diesem Fall war der Ball zu kurz nach vorne auf den völlig freistehenden Maik Odenthal abgewehrt worden. Mit der Zahl von 2639 Zuschauern - davon rund 200 aus Oberhausen - zeigte sich Vorstandskollege Jochen Leonhardt recht zufrieden, nachdem der Besuch vor zwei Wochen gegen Schalke bei ähnlichem Tabellenstand noch bei nur 1100 gelegen hatte. Allein 900 Karten seien noch an der Tageskasse verkauft worden, weshalb das Spiel auch mit zehnminütiger Verspätung angepfiffen wurde.
In einer umkämpften Partie erarbeitete sich der WSV nach und nach die besseren Chancen. Die Maßnahme von Björn Mehnert, den agilen Phillip Aboagye anstatt Marco Königs im Sturm zu bringen, erwies sich als gut. „Da war ich schon ein bisschen überrascht“, gab Gegenüber Terranova nachher zu. Aboagye gehörte von Beginn an neben Dauerläufer Semir Saric zu den offensiven Aktivposten. Beide besorgten dann direkt nach der Pause auch die WSV-Führung. Aboagye setzte sich bei einem Konter gegen zwei Gegenspieler durch und legte in die Mitte auf den Mitgeeilten Saric. Der hatte freistehend aus neun Metern keine Mühe mehr, zu vollstrecken - sein viertes Saisontor.
Was folgte, war verstärkter Druck der Terranova-Elf, den dieser durch offensive Einwechslungen anheizte, aber auch die von Mehnert angesprochenen schlecht ausgespielten WSV-Konter. In einem Fall lief Moritz Montag, der für den zur Halbzeit mit Bluterguss über dem Knie ausgewechselten Niklas Heidemann gekommen war, fast ungehindert auf die entblößte RWO-Deckung zu, entschied sich dann aber im falschen Augenblick zum Abspiel, das auch noch missglückte.
Die WSV-Statik war durch den Wechsel zur Pause schon etwas angeknackst, da Philipp Hanke für Heidemann auf die linke Seite wechseln musste, wo er sich als Rechtsfuß nicht ganz so wohl fühlt. Einen zusätzlichen Knacks gab es dann nach 55 Minuten, als Kevin Pires mit Pferdekuss am Gesäß ausschied. Dominik Bilogrevic machte seine Sache für ihn zwar gut, aber die Balance stimmte nun nicht mehr so im WSV-Spiel. Der stellte sich ohne den rotgesperrten Abwehrchef Lion Schweers auch zu tief. Kapitän Felix Backszat konnte nach seiner Wadenverletzung unter der Woche auch nicht bei 100 Prozent sein. So hätte am Ende Oberhausen genauso gewinnen können wie der WSV, bei dem Mehnert mit Zugang Kingsley Sarpei noch einen frischen Stürmer brachte.
So mancher sprach ob des späten Gegentors nachher von zwei verschenkten Punkten, genau wie vor einer Woche beim späten 2:2 gegen Lippstadt. „Wir wollten endlich mal einen Großen schlagen“, sagte Stürmer Roman Prokoph. Dass man mit zwei möglichen Siegen sogar Tabellenführer vor Essen hätte sein können, kommentierte Björn Mehnert gelassen: „Wir wissen, wo wir herkommen und sind nicht in der Lage, Kampfansagen zu machen. Wir werden weiter fleißig arbeiten und sehen, was herauskommt.“ Nachste Woche bei Schlusslicht Uerdingen besteht im nächsten Traditionsderby die Chance, die gute Ausgangsposition zu untermauern. „Wir werden beide versuchen, so lange wie möglich an Essen dranzubleiben und haben die Qualität dazu“, so Spezi Terranova artig.