Zwischenbilanz beim WSV: Die ersten 100 Tage waren gut

Die 100-Tage-Bilanz der neuen Führung sieht positiv aus. Die Frage ist: Wie kann sich der Verein sich weiterentwickeln?

Wuppertal. Die Zahl der Dauerkarten fast verdreifacht, 30 Prozent mehr Mitglieder, 5000 Zuschauer in den ersten beiden Heimspielen, den 800.000-Euro-Etat durchfinanziert — die Bilanz konnte sich sehen lassen, die Vorstand und Verwaltungsratschef Stefan Kirschsieper am heutigen Freitag nach gut 100 Tagen im Amt für den Wuppertaler SV zogen. Dennoch gab es auch nachdenkliche Töne, denn obwohl viele Weichen in den vergangenen drei Monaten neu gestellt wurden und eine Aufbruchstimmung erzeugt wurde, sind entscheidende Zukunftsfragen noch offen.

Zu groß für die 5. Liga, aber finanziell noch nicht stark genug, um nötige professionelle Strukturen darüber hinaus zu schaffen, lautet das Spannungsfeld, in dem man sich bewegt. „Mit der Ehrenamtssituation allein kann es auf Dauer so nicht weitergehen“, sagte Vorstandssprecher Alexander Eichner, wobei die Hilfsbereitschaft der Ehrenamtlichen überwältigend sei, die Verwaltungsräte selbst aber an die Grenzen der Belastbarkeit stießen. Feste Stellen zu schaffen gehe aber nur über Geld. Es sei zwar gelungen, den Etat zu stemmen („Unsere ursprüngliche Planung hat sich als absolut seriös erwiesen“, so Sportvorstand Lothar Stücker), darüber hinaus zeigten sich potenzielle Sponsoren in Gesprächen aber abwartend, was im Hinblick auf das noch laufende Insolvenzverfahren auch nicht ungewöhnlich sei. „Unser Problem ist die Zeit. Wir brauchen Zusagen jetzt, um seriös für die weitere Zukunft planen zu können“, so Alexander Eichner.

„Ein neues Team formen und einen einstelligen Tabellenplatz erreichen“, lautet zunächst das sportliche Ziel in der Oberliga. Das bezeichnete Sportvorstand Achim Weber trotz der Euphorie als nicht zu niedrig gegriffen, auch wenn die Mannschaft ihr Potenzial derzeit nur zu 60 bis 70 Prozent ausschöpfe. „Niederlagen werden kommen“, prognostiziert Weber.

Doch was passiert, sollte der WSV — wie angestrebt — in den kommenden Jahren aufsteigen? Die Frage ist auch in der Führung noch nicht geklärt. Modelle, aus Sponsoren Investoren zu machen oder die Auslagerung einer Betriebsgesellschaft nannte Alexander Eichner als überdenkenswerte Szenarien. Stefan Kirschsieper sieht aber auch die Verantwortung gegenüber denjenigen, die der neuen Führung ihr Mandat gegeben und damit für einen Wertewechsel gesorgt hätten. Da könne es aus seiner Sicht auch einmal sein, dass man künftige Finanzierungsangebote ablehne, wenn diese an Forderungen der Einflussnahme geknüpft seien. Eine Rückkehr zum Mäzenatentum werde es in keinem Fall geben, da ist sich die neue Führung einig.