WM-Skandal 2006 Zwanziger erneuert Vorwürfe gegen den DFB
Frankfurt/Main (dpa) - Der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger geht im Skandal um die WM-Vergabe 2006 weiter von einem deutschen Stimmenkauf aus.
„Da kann es nach den heutigen Erkenntnissen keine zwei Meinungen mehr geben. Denn anders als beim Warner-Vertrag führt der Weg - wieder einmal - nach Katar zu Bin Hammam. Der hat für uns gestimmt und weitere Stimmen besorgt“, sagte Zwanziger in einem Interview der „Bild am Sonntag“. „Das korrupte FIFA-System hat auch vor Deutschland nicht Halt gemacht.“
Die aktuelle DFB-Führung um Präsident Reinhard Grindel wurde von Zwanziger vehement kritisiert. Der sogenannte Freshfields-Bericht zur Aufarbeitung der dubiosen Zahlung von 6,7 Millionen Euro in Richtung Katar sei „sein Geld nicht wert.“ „Der Bericht ist in vielen Punkten angreifbar, sein Zustandekommen ist intransparent, es gab erkennbar keine Ausschreibung, zwischen DFB und Freshfields bestehen personelle Verquickungen, das Verhalten von Personen des Auftraggebers wird beschönigt“, sagte Zwanziger.
Zwanziger war 2012 im Unfrieden beim DFB ausgeschieden und unterstellte der neuen Verbandsführung eine Kampagne gegen ihn. Der DFB war vorerst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Gegen Zwanziger ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft im Zusammenhang der WM-Affäre wegen des Verdachts der schweren Steuerhinterziehung. Der 71-Jährige weist die Vorwürfe zurück.
Mitgefühl äußerte Zwanziger mit dem ehemaligen WM-OK-Chef Franz Beckenbauer - einer zentralen Figur im WM-Skandal. „Ich hoffe sehr, dass - sobald bekannt ist, an wen die 10 Mio [sic] Schweizer Franken aus Katar weitergeleitet wurden - die Aussage von Beckenbauer aufrechterhalten werden kann: „Ich habe es für die WM getan.““, sagte Zwanziger. „Dann war das zwar auch nicht richtig, aber in dem korrupten FIFA-Vergabesystem ging es wohl kaum anders. Ganz ehrlich: Ich leide mehr mit ihm als mit mir selbst.“