Nach dem Spiel der Borussia gegen Bremen Gladbach stürzt Viktor Skripnik

Borussia wirbelt beim 4:1-Sieg vor der Pause wie entfesselt. Werders Trainer kostet das den Job.

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Mönchengladbach. André Schubert wirkte nach dem Spiel doch sehr erleichtert. „Du hast zweimal verloren und dir eine blutige Nase geholt. Du weißt nicht genau, wie die Mannschaft das alles verkraftet hat. Die Beine können noch schwer sein, der Kopf noch nicht frei. Glücklicherweise ist alles anders gekommen.“ Des Trainers Sorgen und die leichte Verunsicherung vor der Partie waren angesichts der jüngsten Schlappen in der Liga (Freiburg) und in der Champions League (Manchester City) nicht ganz unberechtigt. Doch Borussia Mönchengladbach zerstreute beim 4:1 (4:0)-Sieg gegen Werder Bremen im Eiltempo alle Bedenken.

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Bei aller Begeisterung: Der Fohlen-Elf hätte am dritten Spieltag in der Bundesliga auch nichts Besseres passieren können, als auf das Tabellenschlusslicht zu treffen, das vor der Pause restlos versagt hatte — ohne System und der Ohnmacht nahe. „Der Spaß ist zurück. Wir waren von der ersten Minute voll da, haben Hochgeschwindigkeits-Fußball gezeigt und Werder total beherrscht“, fuhr Schubert fort und war — abgesehen von den Nachlässigkeiten im zweiten Durchgang, die durch ein Traumtor von Serge Gnabry (73.) bestraft wurden — letztlich rundum zufrieden. „Jetzt wollen wir am Mittwoch in Leipzig nachlegen. Möglichst wieder mit Vollgas.“

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Gladbach gewinnt gegen Werder Bremen 4:1
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Sein Antipode Viktor Skripnik saß derweil mit versteinerte Miene neben Schubert. „Es war eine einzige Katastrophe“, stellte der Ukrainer konsterniert fest. Gestern Vormittag folgte die Quittung nach vier Pflichtspiel-Niederlagen in Folge: Skripnik wurde, allen vorherigen Treueschwüren zum Trotz, als erster Bundesliga-Trainer in dieser Saison beurlaubt. Noch auf der Rückfahrt im Bus soll er es erfahren haben.

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Das Training an der Weser leitet vorerst Alexander Nouri (37), Werders bisheriger U 23-Coach, der von 2001 bis 2004 für den KFC Uerdingen als Spieler aktiv war. Nouri muss am Mittwoch gegen Mainz 05 neben anderen verletzten Leistungsträgern auf einen weiteren wichtigen Spieler verzichten: Stürmer Aron Johannsson sah wegen Schiedsrichter-Beleidigung die Rote Karte (80.) und machte das ganze Dilemma im Werder-Land nur noch schlimmer.

Die Gladbacher waren gegen zunächst völlig indisponierte Bremer, die anfangs nur durch ihr schrilles Outfit (violett mit roten Stutzen) auffielen, geradezu darauf versessen, die beiden letzten Scharten auszuwetzen und legten ein atemberaubendes Tempo vor. „Wenn wir alles in die Waagschale werfen, können wir schon viel erreichen“, meinte Kapitän Lars Stindl. „Auf jeden Fall sollten wir aber das Spiel und das Ergebnis richtig einordnen. Doch jetzt genieße ich erst einmal den Moment. Wir haben ja zuletzt ganz schön was auf den Deckel gekriegt.“

Auch Thorgan Hazard schwelgte im Glück. „Ein super wichtiger Sieg“, sagte der zweifache Torschütze (11. und 17. Minute). Er präsentierte sich schnell, torgefährlich, dribbelstark — keine Frage, der Belgier scheint auf dem besten Weg zu sein, den endgültigen Durchbruch zu schaffen. An seiner Seite verblasste sogar Sturmpartner Raffael. Immerhin beendete dieser eine nicht enden wollende Flaute im Fußball-Oberhaus (er traf zuletzt im März gegen Frankfurt) und raubte mit dem Elfmetertor zum 3:0 Kollege Hazard sogar einen möglichen Hattrick, was diesen nicht zu stören schien: „Natürlich gönne ich ihm den Treffer.“ Raffael schnappte sich die Kugel und wuchtete ihn ins Netz. Für den Brasilianer war die Welt wieder in Ordnung, zumal er noch vor der Pause das 4:0 beisteuerte.

Gladbachs Trainer Schubert hatte sein Team nach der schwarzen Nacht von Manchester auf fünf Positionen verändert, und das „neue“ Quintett (Vestergaard, Korb, Jantschke, Traore und Hazard) funktionierte auf Anhieb. Das Schubertsche Wechselspiel lieferte erneut den Beweis, dass der Kader der Gladbacher Qualität hat. Wenn dann auch Einstellung und Einsatz stimmen und die Mannschaft über weite Strecken auf vollen Touren läuft, ist zumindest die Basis für ein erfolgreiches Bestehen gelegt. Dann wird auch Schuberts These bestätigt: „Wir sind eine gute Bundesliga-Mannschaft, von Europas Spitze aber noch weit entfernt.“