Die Golf-Welt trägt Trauer: Ballesteros ist tot
Madrid (dpa) - Golf-Legende Severiano Ballesteros hat den letzten Kampf seines Lebens verloren. Zweieinhalb Jahre nach einer Krebsdiagnose starb der Spanier im Alter von 54 Jahren. „Ich liebe Euch“ - Dies waren die letzten Worte, mit denen er sich vor dem Tod von den Angehörigen verabschiedete.
Ballesteros starb in seinem Haus in Pedraña bei der nordspanischen Hafenstadt Santander im Kreis seiner Familie. Gleich nebenan liegt der Golfplatz, auf dem der Spanier als kleiner Junge seine Leidenschaft für den Sport entdeckt hatte.
„Wir haben ein Genie, Vorbild, Held und einen Freund verloren“, erklärte der Weltranglisten-Erste Lee Westwood via Twitter. „Er tat für Europas Golf das, was Tiger Woods für den Golfsport weltweit erreichte“, sagte der zweimalige Major-Sieger Nick Price, dessen Bruder ebenfalls an Krebs gestorben war. Das spanische Königshaus schickte der Familie Beileidstelegramme und Blumenkränze.
Die Regierung von Ballesteros' Heimatregion Kantabrien ordnete eine dreitägige Trauer an. IOC-Präsident Jacques Rogge kondolierte: „Seve Ballesteros war ein Mann mit unglaublichen Fähigkeiten, Charisma und Mut als Sportsmann und die würdige Weise, in der er gegen die Krankheit kämpfte war charakteristisch für ihn. Er war ein Vorbild für uns alle“, sagte Rogge.
Beim fünfmaligen Major-Sieger Ballesteros waren im Oktober 2008 zwei Krebsgeschwüre im Gehirn festgestellt worden. „In meiner gesamten Karriere war ich einer der Besten auf dem Golfplatz. Nun, da ich vor dem schwierigsten Spiel meines Lebens stehe, möchte ich mit all meiner Kraft auch der Beste sein“, erklärte er damals. Ballesteros, der seine Profi-Karriere 2007 beendet hatte, kämpfte wie ein Löwe.
Binnen zwei Wochen wurde er viermal operiert, dann begann eine langwierige Rehabilitation. Im März 2010 verkündete er: „Ich fühle mich ausgezeichnet.“ Doch das Hoch hielt nicht lange an. Ballesteros starb am Samstag um 2.10 Uhr an Atemstillstand. „Seve“ sei sich völlig der Tatsache bewusst gewesen, dass er aus dem Leben scheiden würde, sagte der älteste Bruder des Spaniers, Baldomero Ballesteros. „Er verabschiedete sich von den Angehörigen, einem nach dem anderen“, berichtete der Bruder wartenden Journalisten. „Er ergriff unsere Hände und flüsterte jedem von uns etwas ins Ohr. Ich sagte ihm: 'Ich liebe Dich.' Und Seve antwortete mir: 'Ich liebe Dich auch.'“
Mit 87 Turniersiegen seit 1974, inklusive der drei Erfolge bei der British Open und zwei US-Masters-Siegen, gilt der „Stier von Pedreña“ als einer der bedeutendsten Spieler in der Golf-Geschichte. „Im Golfsport habe ich mich immer eher als ein Künstler und nicht so sehr als ein Spieler gesehen“, sagte Ballesteros einmal über sich. „Ich glaube, behaupten zu können, dass mir auf dem Golfplatz Schläge gelungen sind, die bis heute kein anderer Spieler hinbekommen hat.“
1997 führte er als Ryder-Cup-Kapitän das Europa-Team in seinem Heimatland bei Sotogrande im Golfclub Valderrama zum Sieg über die USA. Zuvor hatte er in 37 Matches in dem weltweit wichtigsten Mannschaftswettbewerb 20 Punkte gesammelt und war damit hinter Nick Faldo und Bernhard Langer einer der erfolgreichsten Teamspieler. An der Seite seines Kollegen José Maria Olazábal sorgte er mit elf Siegen, zwei Remis und zwei Niederlagen für einen immer noch geltenden Weltrekord im Vierer-Spiel.
Olazábal spielte am Freitag bei einem Turnier im spanischen Terassa. Er und sein spanischer Teamkollege Miguel Angel Jiménez brachen in Tränen aus, als sie von Ballesteros' drastisch verschlechtertem Gesundheitszustand erfuhren. Tennisstar Rafael Nadal bekundete seinen Respekt. „Was er sportlich bewerkstelligte, ist unglaublich. Das sind harte Momente.“ Spaniens Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero sagte, Ballesteros sei ein Vorreiter gewesen. Er habe den Weg dafür geebnet, dass Spanier in mehreren Sportarten den Durchbruch zur Weltspitze schafften.
Der als verwegen, angriffsfreudig und risikobereit geltende Ballesteros beherrschte in höchster Perfektion alle Golfschläge aus allen nur denkbaren Lagen. Das Bravourstück dazu gelang ihm, als er bei seinem British-Open-Triumph 1979 die Kugel von einem Parkplatz so perfekt auf das Grün schlug, dass er das Loch noch mit einem Birdie beendete. Das brachte ihm den Titel „Car Park Champion“ ein.
Zum Rückzug von den Golfplätzen dieser Welt zwangen ihn jahrelange Rückenschmerzen, deren Ursachen nicht näher definiert wurden. Im Oktober 2008 brach die Golf-Ikone auf dem Madrider Flughafen ohnmächtig zusammen und wurde in ein Krankenhaus gebracht. Dort wurde der Gehirn-Tumor festgestellt. Nach seiner zwischenzeitlichen Genesung gründete der Spanier im Juni 2009 eine Stiftung zur Krebsbekämpfung. Ballesteros hinterlässt seine drei Kinder Baldomero, Miguel und Carmen. Von der Mutter der Kinder lebte er seit einigen Jahren getrennt.
Ballesteros Leichnam soll nach Angaben der Familie im engsten Familienkreis auf dem Anwesen des Toten in Pedreña beigesetzt werden. In der Kirche des Dorfes soll am Mittwoch eine Trauerfeier abgehalten werden. Baldomero Ballesteros berichtete, er habe nach dem Tod seines Bruders die Leiche mit einem weißen Hemd, einem blauen Pullover und einer blauen Hose bekleidet. Dies sei der Golf-Dress gewesen, mit dem der Ex-Star seine großen Erfolge gefeiert habe.