Drama an der 17: Kaymer triumphiert bei der Players
Ponte Vedra Beach (dpa) - Erleichtert schaute Martin Kaymer in den dämmerigen Abendhimmel über Florida und fiel seinem Caddie Craig Connelly überglücklich in die Arme. Endlich waren die 30 quälenden Monate ohne Sieg vorbei.
Vier Tage lang dominierte der 29 Jahre alte Golfprofi das bedeutende Players Championship in Florida, am Sonntag belohnte er sich dann mit seinem ersten großen Turniersieg seit dem Erfolg im November 2011 in Shanghai. Für seinen Start-Ziel-Sieg am Hauptsitz der PGA Tour kassierte Kaymer mit 1,8 Millionen Dollar zudem den bisher größten Scheck seiner Karriere und verbesserte sich in der neuen Weltrangliste von Platz 61 auf 28.
„Es ist schön, diese Trophäe zu besitzen. Das bedeutet mir sehr viel“, sagte der ehemalige Weltranglistenerste sichtlich erleichtert. „Ich freue mich wirklich für Craig und mich. Wir haben in den letzten zwei Jahren sehr hart gearbeitet und endlich wieder ein richtig, richtig großes Turnier gewonnen“. Kaymer setzte sich mit 275 Schlägen vor Jim Furyk (276) aus den USA und dem Spanier Sergio Garcia (277) durch.
Die Entscheidung fiel auf der 17. Spielbahn. Das gefürchtete Insel-Grün im TPC Sawgrass ist lediglich ein kleiner Fleck in einem riesigen blauen See. Selbst die routiniertesten Profis zittern jedes Mal vor dem nur 125 Meter langen Schlag auf das winzige Grün. Unzählige Bälle landeten hier schon im Wasser.
Auch Kaymer hätte auf der 17 beinahe ein Drama erlebt: Sein Abschlag landete auf dem vorderen Teil des Grüns, der Ball hatte aber soviel Rückwärtsdrall, dass er ins Wasser zu laufen drohte. Erst das erhöhte Gras am Rand stoppte ihn. Den folgenden Chip ließ Kaymer viel zu kurz, es blieb ein fast aussichtsloser Zehn-Meter-Putt zum Par. Nervenstark lochte er ihn ein und rettete damit seinen Vorsprung von einem Schlag auf das Schlussloch. „Was für ein Putt an der 17 - unfassbar!“, sagte Kaymer. „Das war schon echt verrückt, so eine Drei zu spielen.“
Bereits am ersten Tag der Players Championship hatte der zweifache Ryder-Cup-Sieger mit dem eingestellten Platzrekord von 63 Schlägen den Grundstein für den Erfolg gelegt. Auch am Sonntag beherrschte er bis zur 90-minütigen Gewitter-Unterbrechung an Loch 14 das Geschehen. Nach der Regenpause verlor Kaymer aber auf dem immer dunkler werdenden Platz etwas den Überblick. „Es war eine Schande, dass wir das Spiel stoppen mussten. Bis dahin hatte ich wirklich sehr gut gespielt. Es ist dann immer etwas schwierig, wenn man auf den Golfplatz zurückkommt“, analysierte er später.
Am 15. Loch leistete er sich ein Doppel-Bogey, auf der 16. Spielbahn hatte er große Mühe, das Par zu spielen. Als er auch das Malheur an der 17 schadlos überstand, ballte er die Faust. Das Par am Schlussloch war nur noch Formsache.
Kaymer scheint seine lange sportliche Krise überstanden zu haben. Das Zetern und Zaudern über seinen Schwung und die unkonstanten Turnierergebnisse sind Geschichte. Sein neues Erfolgsrezept: Kopf ausschalten und das Spiel einfach genießen. „Ich habe aufgehört zu denken“, sagte Kaymer, der sich bei Trainingseinheiten mit seinem Coach Günter Kessler ein paar Wochen vor dem Masters in Augusta die Sicherheit zurückholte. „Danach hat es Klick gemacht. Ich dachte, ok, ich weiß jetzt, ich kann praktisch jeden Schlag machen, wenn ich ihn machen muss“, erklärte er. „Es geht nur darum, Selbstvertrauen auf dem Platz zu haben, loszulassen und es dann umzusetzen.“ Und genau das tat der bescheidene Rheinländer beim sogenannten fünften Major.