Kaymer will für Überraschung bei British Open sorgen

St. Andrews (dpa) - Martin Kaymer ist nicht der Topfavorit auf den 144. Titel der British Open - beim Sicherheitsdienst in St. Andrews steht der zweimalige Majorsieger aber ganz oben auf der Liste.

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Ein beim Militär ausgebildeter Personenschützer verfolgt den 30-Jährigen aus Mettmann sogar auf den Proberunden auf Schritt und Tritt - bis zur Toilette. Diesen Schutz bekommen nur die Besten der Weltelite. Nicht wenige Experten zählen den ehemaligen Weltranglistenersten zum Kreis der chancenreichen Kandidaten.

„Hier bin ich am Liebsten, es fühlt sich wie Heimat an. Für uns Europäer ist es das einzige Major, ich würde gern am Sonntag die Chance zum Siegputt haben“, sagte Kaymer der Deutschen Presse-Agentur, bevor er sich gemeinsam mit Geburtstagskind Marcel Siem und Bernhard Langer auf die letzte Einspielrunde im Regen begab. „Das Wetter soll noch schlechter werden, aber egal in welchem Zustand der Platz sein wird, er ist immer schwer zu spielen“, weiß Kaymer, der 2010 als Siebter sein bestes Resultat auf dem Old Course im Royal and Ancient Golf Club bei einer Open ablieferte.

Und dass er das Spiel mit dem unberechenbaren Wind und den harten Grüns beherrscht, hat er bei seinem US-Open-Triumph 2014 bewiesen, als er aus fast unmöglichen Lagen erfolgreich puttete. „Am Ende geht es auf den extrem großen Grüns darum, wer die meisten Putts aus drei, vier Metern einlocht“, meinte der im Welt-Ranking auf Position 19 abgerutschte Profi. Wichtig ist ein guter Start am Donnerstag.

Die meisten Fans zog schon im Training neben Tiger Woods der 21 Jahre alte Shooting-Star Jordan Spieth an. Der nach zuletzt vier Siegen auf der PGA-Tour - darunter das Masters und die US Open - hoch gehandelte Texaner kann erstmals seit Ben Hogan 1953 die ersten drei Majors in einem Jahr gewinnen. Und den verletzten Rory McIlroy vom Weltranglisten-Thron stürzen. „Bei meinem ersten Abschlag werde ich nicht an meine Majortitel denken. Für mich ist es einfach ein Turnier, das ich gewinnen will“, sagte Spieth. Er will beweisen, dass er trotz der späten Ankunft und des Jetlags vorn mitspielen kann - auch wenn er noch nie in St. Andrews in einem Turnier dabei war.

Die wenigsten würden eine Wette auf seinen amerikanischen Landsmann Woods abschließen, obwohl der einstige Dominator der Szene sich selbst mit 39 Jahren noch lange nicht zu alt für Titel Nummer vier bei einer Open hält. „Viele haben mich schon beerdigt, aber ich bin immer noch da“, betonte der 14-malige Majorsieger trotzig. Heißer wird Rickie Fowler nach dem Triumph bei der Scottish Open am Sonntag gehandelt. „Man muss lernen zu gewinnen“, sagte der 26-Jährige, der im Vorjahr nur knapp Zweiter hinter McIlroy wurde. Der Nordire hält noch den Platzrekord von 63 Schlägen und kann nur tatenlos zusehen, wie 156 Spieler ihn unterbieten wollen.

Nur zum Mitspielen ist auch Langer nicht angereist. Der ambitionierte 57-Jährige qualifizierte sich bei der Senior British Open und ist topfit. „Ja klar“, antwortet er kurz und knapp auf die Frage, ob er sich noch stark genug für den Sieg fühlt. Mit seinen zwei Masters-Triumphen und Kaymers Siegen bei der US Open und der PGA Championship fehlt den Deutschen nur die berühmte „Claret Jug“ (Silberkanne) in der Sammlung.

Auch Siem träumt vom großen Coup, den er spielerisch sicher drauf hätte. Um mental den Anforderungen eines Majors über vier Runden gewachsen zu sein, arbeitet der 35-Jährige seit kurzem mit einem Mentalcoach zusammen. „Ich habe schon viel erreicht. Aber ich will mein Spiel optimieren“, sagte der Ratinger. Schritt Nummer eins: Es werden keine vollmundigen Ziele mehr formuliert.