Kaymers Abschied mit Stil - Tiger auf dem Sprung

Augusta (dpa) - Fluch oder Formkrise? Der Weltranglisten-Erste Martin Kaymer ist auch im vierten Anlauf seit 2008 am Cut beim US-Masters in Augusta gescheitert. Tiger Woods dagegen feierte beim ersten Grand Slam-Turnier der Saison nach seiner 66er Runde ein tolles Comeback an der Magnolia Lane.

Der Tiger ist nach einem Jahr tiefster Frustration und 16 Monaten ohne Sieg auf dem Sprung zum 15. Major-Titel und könnte mit seinem fünften Masters-Sieg Kaymer wieder vom Thron stürzen.

„Ich hatte gestern einfach einen schlechten Tag. Hier wird man hart bestraft. Wenn man den woanders hat, kommt man mit einer Par-Runde oder eins über Par davon“, sagte der 26 Jahre alte Rheinländer. „Ein versöhnlicher Abschluss wäre es gewesen, wenn ich den Cut geschafft hätte. Heute ging es schon viel besser.“

Nach der verpatzten Auftaktrunde hatte Kaymer noch gesagt, dass er kein Spielkonzept für den Platz habe und sich in seiner Ratlosigkeit Hilfe beim zweimaligen Masters-Sieger Bernhard Langer holen wollte. „Ich habe da vielleicht zu viel hinein interpretiert“, meinte er, ohne Langer getroffen zu haben. Immerhin beendete Kaymer stilvoll mit einem Birdie am 18. Grün als 83. unter 99 Spielern sein Turnier.

Seit dem 28. Februar ist der 26-Jährige die Nummer eins der Welt. Aber nach seiner trostlosen 78er Auftakt-Runde und insgesamt 150 Schlägen (78+72) hatte er sich auf dem Par 72-Kurs im Augusta National GC noch nie so schlecht präsentiert. Weit ab von der Halbzeit-Qualifikation (145) war der Shootingstar aus Mettmann unsanft auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Woods (137-71+66) dagegen platzierte sich auf Rang drei hinter dem nordirischen Spitzenreiter Rory McIlroy (134-65+69) und dem Australier Jason Day (136-72+64).

Wenigstens Alexander Cejka blieb sich als zweiter Deutscher bei seinem dritten Anlauf seit 1996 treu und schaffte zum dritten Mal den Cut. Der 40-Jährige lag mit 143 Schlägen (72+71) an 30. Position. „Es war aber noch mehr drin, ich habe ein paar gute Chancen vergeben. Aber unter den Top 30 beim Masters mit eins unter Par ist nicht schlecht.“

Kaymer aber scheitert regelmäßig an der großen Herausforderung an dem hügeligen Gelände im US-Bundesstaat Georgia, das dem Präzisionsarbeiter einfach nicht liegt. „Viele Löcher sind hier einfach nicht mein Ding, sie passen nicht zu mir“, versuchte Kaymer seine Schwäche zu erklären, während Woods sich dank eines atemberaubenden Schlussspurts mit dem Südkoreaner K.J. Choi (137) auf die Lauer legte.

„Ich bin nur drei Schläge zurück und wieder im Turnier drin. Aber es ist noch ein langer Weg“, zog Woods die wohl beste Zwischenbilanz seit seinem vierten Masters-Rang vor einem Jahr in Augusta. In der Welt-Rangliste ist er auf den 7. Platz abgestürzt. Aber mit insgesamt neun Birdies, einem Bogey und nur 26 Putts begeisterte Woods die Fans wie in alten Zeiten. Ab und zu rang er sich - mit seinem Caddie Steve Williams scherzend - sogar ein Lächeln ab.

Kaymer reiste bereits zum nächsten Auftritt Richtung Malaysia ab. Aber nicht ohne vorher das Comeback von Woods zu goutieren: „Mit dem muss man immer rechnen. Ich denke dass er früher zurückkommt als viele denken. Vielleicht wird er nicht mehr an die Form herankommen, in der einst war, aber er wird immer in den Top Ten bleiben.“