Guidetti bleibt Bundestrainer der Volleyballerinnen
Stuttgart (dpa) - Schuldzuweisungen, Vertrauensverlust, Kommunikationsstörungen - Bundestrainer Giovanni Guidetti und die deutschen Volleyballerinnen müssen sich nach der enttäuschenden WM auf weitere schmerzhafte Therapiesitzungen einstellen.
Trotz Rücktrittsgedanken bleibt der Italiener Coach des EM-Zweiten, muss unter der Aufsicht des Verbandschefs das empfindlich gestörte Betriebsklima vor den nächsten Herausforderungen aber erst wieder in Ordnung bringen.
DVV-Boss Thomas Krohne erklärte, dass Guidetti „in einem persönlichen Gespräch am Wochenende noch einmal ausdrücklich bekräftigt“ habe, das Team wie geplant bis 2016 zu betreuen. Für die EM 2015 und die angestrebte Qualifikation für Olympia muss jedoch das angespannte Verhältnis zwischen dem 42-Jährigen und der Mannschaft dringend normalisiert werden.
„Wir müssen uns nun gemeinsam mit den Wünschen der Spielerinnen an ihren Trainer und seinen Erwartungen an die Mannschaft auseinandersetzen“, erklärte der DVV-Chef. „Giovanni trainiert in der Türkei eine der besten Mannschaften der Welt, bei uns muss er umschalten, es geht darum, eine sehr gute Mannschaft, die während der laufenden Saisons nicht zusammenspielt, zu entwickeln und zusammenzuführen. Damit ihm das gelingt, müssen die Spielerinnen ihn respektieren und ihm vertrauen. Für diesen Respekt und dieses Vertrauen müssen nun alle etwas tun.“ Es wird ein Balance-Akt.
Guidetti, seit 2006 Bundestrainer, hatte angesichts der ernüchternden Endrunde einen Abschied vor Vertragsende 2016 nicht ausgeschlossen. Trotz erstmals öffentlich ausgegebenen WM-Medaillenziels war die Mannschaft in Italien nur Neunte geworden. Etwas müsse sich ändern, „sonst machen wir keinen Schritt nach vorne“, hatte Guidetti erklärt. Er hatte bei seinem Team einen Mangel an Leidenschaft und Härte ausgemacht und ein härteres Durchgreifen ins Spiel gebracht.
Kapitän Margareta Kozuch sprach ihm nach dem Aus in Triest zwar im Namen der kompletten Mannschaft das Vertrauen aus. Dass der Italiener weitermacht, dürfte aber ein geteiltes Echo hervorrufen. Führungsfigur Christiane Fürst beklagte sich bitter über Guidetti. Der Vereinscoach von Vakifbank Istanbul habe den „Spielerinnen durch Nicht-Kommunikation und auch durch Nicht-Anwesenheit das Grundvertrauen entzogen“, kritisierte die Mittelblockerin. Guidetti habe „sich zuletzt verändert. Und dieser Wandel war nicht gut für die Mannschaft.“
Der DVV-Tross wird sich erst wieder kommendes Jahr für Lehrgänge treffen. Bis zu den nächsten Aussprachen forderte Krohne alle Beteiligten zu mehr Zurückhaltung auf. „Die Analyse der WM und der Ursachen für unser Abschneiden gehören zunächst sinnvoll hinter geschlossene Türen“, verlangte der 52-Jährige.
Den Aufarbeitungsprozess will Krohne vehement vorantreiben. Er und sein Vize Michael Evers hätten „in den letzten Tagen intensiv mit der Mannschaft und dem Trainer gesprochen. Wir wollen, dass sich alle Beteiligten offen in die Augen schauen und diese Punkte gemeinsam besprechen und ausräumen“, bekräftigte der DVV-Boss.
Krohne will die „notwendigen Gespräche“ federführend moderieren. „Das, was nun auf dem Tisch liegt, muss gemeinsam besprochen werden, und am Ende muss ein gemeinsames Verständnis über die weitere Zusammenarbeit stehen“, erklärte Krohne. „Ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingen wird.“