Hambüchen so gut wie Gienger: Siebter Mehrkampf-Titel

Mannheim (dpa) - Gleich nach seiner Reck-Landung musste Fabian Hambüchen kräftig durchschnaufen. Erst als ihn die 5000 Fans in der ausverkauften Maimarkthalle von Mannheim mit einem lauten Schrei feierten, stieß der Turnstar die Faust in die Luft.

Bei den deutschen Turn-Meisterschaften in Mannheim ist der 25-jährige Wetzlarer seiner Favoritenstellung gerecht geworden und hat den 34 Jahre alten Rekord von Altmeister Eberhard Gienger eingestellt.

Zum Auftakt des Deutschen Turnfestes holte sich Hambüchen mit 88,65 Punkten zum siebten Mal seit 2005 den Titel im Mehrkampf und schloss zum heutigen CDU-Bundestagsabgeordneten aus Künzelsau auf, der zwischen 1972 und 1979 gleichfalls zu sieben Sechskampftiteln gekommen war. „Das war mir gar nicht bewusst, dass ich mit dem siebten Titel jetzt mit ihm gleichziehe. Aber so ist es umso schöner“, meinte Hambüchen erfreut. „Für die WM gibt es aber noch Luft nach oben.“

Vor den Augen seiner vielen Fans umarmte Hambüchen zunächst Mutter Beate und Freundin Caroline, die direkt hinter dem Reck Platz genommen und mit ihm gezittert hatten. Am Ende war die Überlegenheit aber so groß, dass sich Hambüchen sogar einen Absturz vom Reck hätte leisten können. Beim Gewinn seines insgesamt 31. deutschen Meistertitels verwies er den EM-Siebten Andreas Toba (Hannover/86,20) und den überraschend starken Philip Sorrer aus Berlin (85,25) deutlich auf die nächsten Plätze. In der Rangliste der deutschen Meister hat Gienger mit 34 Siegen jetzt nur noch drei Titel Vorsprung auf Hambüchen. „Mein Ziel ist es nun, ihm im kommenden Jahr auch diesen Rekord zu entreißen“, kündigte der Wetzlarer an.

Ins Reckfinale zog Hambüchen mit dem Bestwert von 15,25 Punkten ein und dürfte dort sein Titelkonto am Mittwoch weiter aufstocken. „Im Finale will ich noch ein paar Schwierigkeiten mehr zeigen“, kündigte er an. „Die London-Übung habe ich schon wieder gut drauf.“ Auch im Endkampf der jeweils sechs Besten am Boden (2.), den Ringen (3.) und am Barren (3.) ist Hambüchen aussichtsreich dabei.

Eine Schrecksekunde hatte er nur zu überstehen, als sich während der Barren-Übung ein Scharnier löste und die Holmen somit nicht mehr die übliche Distanz zueinander hatten. „Zum Glück ist ja alles noch mal gut gegangen“, meinte Hambüchen, nachdem er zunächst ungläubig den Kopf geschüttelt hatte.

Der Olympia-Zweite und Vorjahrs-Vize Marcel Nguyen hatte auf den Mehrkampf verzichtet. Der Stuttgarter erzielte in der Qualifikation jedoch Topwerte an Barren (14,95) und Ringen (15,35) und strebt dort in den Finals die erfolgreiche Titelverteidigung an. „Bei der WM in Antwerpen versuche ich, wieder im Mehrkampf anzugreifen. Aber jetzt brauchte ich erstmal diese Pause“, begründete der Stuttgarter seinen Verzicht. Wegen Zeitüberschreitung waren ihm am Barren noch drei Zehntel abgezogen worden.

Gleichfalls mit zwei Bestwerten an den Geräten zog Matthias Fahrig aus Halle/Saale in die Finals und sollte bei sauberer Ausführung am Boden und Sprung kaum von einem Konkurrenten zu gefährden sein.