Handball-Bundesliga Bergischer HC fügt Melsungen die erste Niederlage zu

Wuppertal · Mads Andersen trifft nach einem atemberaubenden Spiel in der Uni-Halle in letzter Sekunde zum 32:31-Sieg

In letzter Sekunde hat es eingeschlagen: Mads Anderssen überwindet die hünenhafte Melsunger Mauer und löst einen Jubelsturm aus.

Foto: afi-fotodesign WUPPERTAL/Andreas Fischer

Es sind Momente, die man so wohl nur im Sport erleben kann und die lange in Erinnerung bleiben. Als BHC-Shooter Mads Andersen am Samstag in letzter Sekunde des Bundesligaspiels gegen die MT Melsungen zum Freiwurf antrat, da wurde es mucksmäuschenstill in der Uni-Halle. Angesichts der hünenhaften Deckung der bis dato in sieben Spielen noch verlustpunktfreien Gäste mit 2,15 Mann Dainis Kristopans im Zentrum, gaben die meisten dem Dänen nur wenige Erfolgsaussichten. Doch genau an den Armen des Riesen vorbei zog Andersen den Ball vorbei in die Maschen und löste einen wahren Jubelsturm auf dem Feld und auf den Rängen aus. Es war der 32:31-Siegtreffer im Duell des vor dem Spieltag Tabellenletzten gegen den Tabellenersten. Eine Überraschung?  „Dass er so zustande kommt, darauf hätte ich sicher nicht gewettet, dass wir Melsungen schlagen können, daran habe ich aber fest geglaubt“, kommentierte BHC-Trainer Jamal Naji nachher den Ausgang, der ligaweit aufgrund der Konstellation aber natürlich für Aufsehen sorgte.

Für Naji und seine Spieler war es die Bestätigung der nach dem unglücklichen Saisonstart mit den Ein-Tore-Niederlagen gegen die beiden Aufsteiger seit Wochen nach oben zeigenden Formkurve der Bergischen Löwen, die Melsungen von Beginn an ein Spiel auf Augenhöhe lieferten und den Glauben an sich von der ersten Minute an auch ausstrahlten. Dabei wurde erstaunlich gut kompensiert, dass mit den länger verletzten Elias Scholtes und Tom Kare Nikolaisen sowie nun auch noch Kapitän Linus Arnesson und Rechtsaußen Yannick Fraatz vier wichtige Spieler fehlten, während die Gäste voll besetzt antreten konnten.

Die BHC-Fans unter den 2287 Zuschauern in der Uni-Halle – und das waren naturgemäß die weitaus meisten – waren sofort auf Betriebstemperatur, weil die Hausherren gleich gut begannen Gesteuert von Eloy Morante Maldonado, der Kapitän Linus Arnesson auf der Spielmacherposition und in der Deckung ersetzte, lagen sie zunächst in Führung und konnten diese bis zum 7:6 – dem schon vierten Tor des bis dahin toll eingesetzten Kreisläufers Frederik Ladefoged auch verteidigen. Binnen kurzer Zeit ließ man sich gegen die sowohl im Gegenstoß über Nationalmannschaftsrechtsaußen Timo Kastening als auch im Rückraum mit den Riesen Julius Kühn und Dainis Kristopans starken Gäste dann allerdings einen Drei-Tore-Rückstand einschenken. Trotz ordentlicher Angriffsleistung gegen die starke Melsungen Abwehr mit den guten Nebosja Simic und Adam Morawski im Tor kam man bis zur Pause nicht mehr näher heran, musste im Gegenteil nach einer Melsunger Auszeit in den letzten Sekunden noch das 15:18 hinnehmen. Melsungen wirkte bis dahin jederzeit auf der Höhe und hatte immer eine Antwort.

Doch die Antworten fand auch der BHC. Zwar erhöhte Melsungen nach der Pause zunächst auf 16:20, doch dann starteten die Löwen einen 5:0-Lauf und lagen plötzlich vorn. Über Frederik Ladefoged am Kreis und den schnellen Mads Anderssen aus dem Rückraum kamen sie zu tollen Toren, hinten stand die Abwehr nun besser, parierte Christopher Rudeck mehrfach klasse – die Uni-Halle war spätestes jetzt ein Tollhaus. Sie brodelte als Tim Nothdurft per Gegenstoß das 24:22 erzielte, sie kochte als der BHC bei 24:24 nach Ballverlust drohte in Rückstand zu geraten, Christopher Rudeck aber gegen den frei auf ihn zustürmenden Erik Balenciaga parierte. Und sie explodierte mit Andersens Kracher in der Schlusssekunde. „Oh wie ist das schön. . .“, skandiert die Halle, während auf dem Feld alle auf Anderssen zustürmten. „... so ’was hat man lange nicht gesehen ...“