Handball-Bundesliga BHC: Beste Erinnerungen an die Recken

2020 ist der Bergische HC zweimal auf die TSV Hannover-Burgdorf getroffen. Im bisher letzten Spiel mit Zuschauern in der Klingenhalle gewannen die Löwen am 23. Februar vor ausverkaufter Kulisse 28:27, in Hannover bejubelten sie am 22. Oktober ein 30:30. Beide Bundesliga-Begegnungen waren emotionale Achterbahnfahrten mit einem Happy End für den BHC, der jeweils die letzten drei Tore erzielte.

Jeffrey Boomhouwer jubelt im Hinspiel gegen Hannover. Die Schlussphase mit drei BHC-Toren in 70 Sekunden wird er wohl nie vergessen.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Im Heimspiel gelang dies binnen zweieinhalb Minuten, auswärts dauerte es nur 70 Sekunden. „Das war unglaublich“, erinnert sich Linksaußen Jeffrey Boomhouwer. „So etwas habe ich schon mal im Fernsehen gesehen, aber ich war noch nie live dabei. Solche Spiele bleiben für immer im Kopf.“ Das weiß auch Trainer Sebastian Hinze, der die Aufzeichnung in der Vorbereitung auf das nächste Duell gegen die Hannoveraner noch einmal hervorgeholt hat. Am Samstagabend um 18.30 Uhr sind die Recken in der Wuppertaler Uni-Halle zu Gast.

„Ob das 30:30 mein emotionales Saisonhighlight war, kann ich nicht sagen, aber es kam schon unerwartet, dass wir dort noch einen Punkt geholt haben. Es war ein verloren geglaubtes Spiel“, sagt Hinze. „Uns ist es weitgehend nicht gelungen, ideal zu spielen, während Hannover sehr gut aufgetreten ist.“ Große Stärke damals wie heute: die spanisch geprägte Abwehr. Das von Carlos Ortega gecoachte Team setzt auf eine sehr schwer zu bespielende Deckung, die immer wieder Passwege angreift und den gegnerischen Angriff vor neue Aufgaben stellt. „Daraus kommen sie erfolgreich ins Tempospiel. Wenn es ihnen gelingt, ihre Leistung auf die Platte zu bringen, sind sie sehr schwer zu schlagen“, weiß der BHC-Coach.

Top-Besetzung aber
wechselhafte Vorstellungen

Die Vorstellungen der Recken sind in dieser Spielzeit aber durchwachsen. Starke Partien wechseln sich mit schwachen ab. Zuletzt lief es wieder gut beim Tabellenzehnten, der aktuell vier Punkte weniger auf dem Konto hat als der auf Rang sechs bestens platzierte BHC. Drei gute Leistungen in Wetzlar beziehungsweise gegen Nordhorn und Melsungen brachten der Mannschaft vier Punkte ein. „Im Endeffekt ist Hannover auf jeder Position überragend besetzt“, weiß Hinze um die Qualität des unter anderem mit Fabian Böhm besetzten Kaders. Der Rückraumspieler, der vor neun Jahren eine Saison beim BHC absolviert hatte, war vor Weihnachten verletzt, hat sich aber wieder erfolgreich zurückgemeldet. Weitere Leistungsträger sind Linkshänder Ivan Martinovic (81 Tore) und Spielmacher Alfred Jönsson (66). Beide sind mit 43 beziehungsweise 41 Assists auch hervorragende Vorbereiter – unter anderem für Kreisläufer Ilija Brozovic, der auch im Deckungszentrum eine entscheidende Rolle spielt.

Statistisch auffällig: Hannover kassiert wenige Gegentore (99) aus neun oder mehr Metern, wurde aber schon 179 Mal aus der Rückraum-Nahdistanz überwunden – was Höchstwert in der Bundesliga ist. Zu dieser Bilanz trug im Hinspiel übrigens Tomas Babak bei. Der Tscheche war Aktivposten der letzten Sekunden, traf doppelt nach der schnellen Mitte – einmal nach einer sensationellen Körpertäuschung mit anschließendem Durchbruch an den Kreis.

Waren die Löwen beim 30:30 nicht in Topform, haben sie diese in den beiden jüngsten Spielen gegen Balingen und Lemgo nahezu erreicht. „Die Abwehr war beide Male der Schlüssel zum Sieg“, weiß Jeffrey Boomhouwer. „Wenn es im Angriff mal hakt, können wir immer noch über schnelle Gegenangriffe zum Erfolg kommen.“ Bei einem davon gelang dem Niederländer gegen Balingen die spektakulärste Aktion des Tages mit einem volleyballähnlichen Notpass auf Max Darj. „Da hat sich das Beachvolleyball-Training in Melsungen ausgezahlt“, sagt der 32-Jährige scherzhaft, weil bei seinem Ex-Team im Trainingslager stets viel Wert darauf gelegt wurde.