Handball-Bundesliga „Beim BHC ist Zug drin“
Wuppertal · Kurz nach dem denkwürdigen Duell in der Stuttgarter „Scharrena“ folgte die Anfrage der Löwen. Das Ergebnis ist bekannt: Schmidt ist prominentester Zugang dieses Sommers.
An den 23. September 2018 kann sich David Schmidt noch sehr gut erinnern. Der Bergische HC war als glänzender Aufsteiger beim TVB Stuttgart zu Gast. Sekunden vor Schluss stand es 30:30, dann holte Kristian Nippes einen Strafwurf heraus, den Jeffrey Boomhouwer zum 31:30-Endstand verwandelte. „Das war ein sehr zweifelhafter Siebenmeter“, sagt der Linkshänder, der erst einige Monate zuvor von den Eulen Ludwigshafen zu den Schwaben gewechselt war. „Ich hatte aber schon relativ früh das Gefühl, dass ich mir etwas anderes vorstelle.“ Ein Umstand, der dem Bergischen HC in die Karten spielte. Denn schon kurz nach dem denkwürdigen Duell in der Stuttgarter „Scharrena“ folgte die Anfrage der Löwen. Das Ergebnis ist bekannt: Schmidt ist prominentester Zugang dieses Sommers.
Vom Bergischen HC war Schmidt schnell überzeugt. Nach einem Treffen mit Sebastian Hinze reifte die Entscheidung zum Wechsel. „Kurz darauf haben Jörg Föste (BHC-Geschäftsführer) und ich uns die Hand darauf gegeben“, beschreibt der Handballer den Vorgang. „Ich hatte einfach ein sehr gutes Bauchgefühl. Dazu kam, dass meine Freundin Johanna als Kölnerin wieder näher an ihrer Familie ist.“ Warum es ihn nicht in Stuttgart hielt, möchte er im Detail nicht beschreiben. „Ich war mit meinen Spielanteilen dort zufrieden und bin während dieser Zeit in die Nationalmannschaft berufen worden“, hebt der 26-Jährige das Positive hervor. „Trotzdem war mir klar, dass es dort nicht weitergehen würde.“
So stand bereits in der Winterpause 2018/19 fest, dass Schmidt zum BHC kommt. „Zu Beginn wussten das wenige. Daher war das Spiel im Mai 2019 in der Klingenhalle für mich ein besonderes, ohne dass dies von anderen bemerkt wurde.“ Sieben Tore erzielte der Linkshänder, am Ende jubelte aber erneut der BHC – diesmal nach einem Last-Second-Treffer von Max Darj.
Aus einem kurz erhofften vorzeitigen Wechsel zur Spielzeit 2019/20 wurde nichts, doch seinen Umzug nach Solingen hat der Handballer von langer Hand geplant. „Auch ohne den Saisonabbruch wären wir schon im April umgezogen“, sagt Schmidt, der nur unweit von der Klingenhalle entfernt wohnt. „Ich kann derzeit zu Fuß zum Training gehen.“
Coronabedingt ging es für ihn seine Freundin nicht wie geplant nach Hawaii, sondern das Paar hatte viel Zeit, um das Bergische Land anzusehen. „Landschaftlich gefällt es uns sehr gut hier. Ich mag die Korkenzieher- sowie die Nordbahntrasse, und es ist toll, dass mit Köln und Düsseldorf zwei Großstädte in der Nähe sind.“
In seine neue Mannschaft hat sich Schmidt, der bereits bei den vier Einheiten im Juni dabei war, frühzeitig eingefügt. „Es ist auffällig, wie hoch die Trainingsintensität beim BHC ist. Da ist richtig Zug drin“, betont der Sportler, der auch deshalb hervorragend ins Team passt – wie Trainer Sebastian Hinze erläutert: „Er ist bei jeder Einheit mit vollem Ehrgeiz und hoher Eigenmotivation dabei. Das ist eine der Qualitäten, auf die wir bei unseren Verpflichtungen sehr achten, denn dadurch können wir uns auch als Team weiter entwickeln.“
Dass Schmidt sportlich bereits hohe Qualität hat, beweist seine Nominierung für die Nationalmannschaft und die EM-Teilnahme im vergangenen Januar. „Es hat mich überrascht, wie oft ich spielen durfte“, erzählt der Handballer. „In der Abwehr war ich zufrieden, im Angriff lief es nicht, wie ich wollte.“ So hofft Schmidt, sich beim BHC noch weiter zu entwickeln – auch, um vielleicht noch mal die Chance auf die Teilnahme an einem solch großen Turnier zu bekommen.
Auch wenn er sich mit seiner Handball-Vita bereits einen Status erarbeitet hat, ist es für ihn nicht selbstverständlich, im rechten Rückraum beim BHC gesetzt zu sein. „Mein Ziel ist es, mir nicht nur Spielanteile zu erkämpfen, sondern auch Verantwortung zu übernehmen“, sagt Schmidt, der auch für einen guten Wurf bekannt ist. „Was wir als Mannschaft erreichen wollen, haben wir noch nicht besprochen. Aber ich bin überzeugt, dass das Potenzial da ist, um mehr zu erreichen, als so eben nicht abzusteigen.“