Handball Beim BHC einen Traum erfüllt

Wuppertal · Der Norweger Tom Kare Nikolaisen will nach seinen EM-Debüt in der Nationalmannschaft in der Handball-Bundesliga Fuß fassen.

 Mit Tom Kare Nikolaisen hat sich der Bergische HC auf der Kreisläuferposition ein internationales Talent geangelt.

Mit Tom Kare Nikolaisen hat sich der Bergische HC auf der Kreisläuferposition ein internationales Talent geangelt.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Beim Bergischen HC ist am vergangenen Dienstag ein Stück weit Normalität eingekehrt. Die Bundesliga-Mannschaft bereitet sich nun konsequent auf die kommende Saison vor. Die soll Anfang Oktober beginnen. Ein ungewöhnlich langer Weg liegt also noch vor den Profis, bevor sie das erste Mal um Punkte spielen. „Für mich ist das kein Problem“, sagt Tom Kare Nikolaisen. Der neue Kreisläufer im Team von Trainer Sebastian Hinze wertet die lange Phase sogar als persönlichen Vorteil: „So habe ich etwas mehr Zeit, mich an das neue Level zu gewöhnen.“

Viele Halleneinheiten hat Nikolaisen zwar noch nicht mit dem BHC absolviert, aber „das Tempo ist höher, und es geht auch physischer zur Sache“, beschreibt er die Umstellung. Der 22-Jährige ist aus dem norwegischen Kolstad zu den Löwen gewechselt und hat damit zum ersten Mal seine Heimat verlassen. „Für mich ist es eine komplett neue Situation, mich ausschließlich auf meine Handball-Karriere zu konzentrieren.“ Beim norwegischen Erstligisten war der Kreisläufer zwar in der vergangenen Saison auch Vollprofi, aber „ich war nebenbei noch Trainer im Nachwuchs. Profi in Deutschland zu sein, ist schon noch etwas anderes.“

Die deutsche Liga ist für Nikolaisen die beste

Dass es dazu kam, geschah fast zufällig. Ende 2019 hatte für Nikolaisen festgestanden, dass er den nächsten Schritt in seiner Karriere gehen möchte. „Ich wollte eigentlich nach Dänemark wechseln“, blickt er zurück. „Aber dann hat mein Agent mir vom Bergischen HC erzählt. Ich muss zugeben, dass mir der Verein zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich bekannt war.“ Doch dann ging alles ganz schnell. Am 27. und 28. Dezember reiste der Norweger ins Bergische Land. Die Löwen mussten zu diesem Zeitpunkt auf die überraschend von Kreisläufer Leos Petrovsky gezogene Option, aus seinem Vertrag auszusteigen, reagieren. „Da habe ich mich dann auch mit Sebastian Hinze getroffen“, sagt der Handballer. „Und kurze Zeit später war es für mich keine Frage mehr, dass ich hier einen Vertrag unterschreibe. Es hat sich sofort richtig angefühlt.“

In seiner Entscheidung bestärkt wurde Nikolaisen bei der Europameisterschaft im Januar. Für das Großereignis wurde er nachnominiert, weil Norwegens Kreisläufer-Legende Bjarte Myrhol gesundheitsbedingt absagen musste. „Ich habe mit sehr vielen Spielern über die Bundesliga gesprochen und nur Gutes gehört“, sagt der Kreisläufer. „Es ist schon so etwas wie ein Traum, denn die deutsche Liga ist die beste – mindestens in der Breite.“ In Norwegen sei dies anders.

Mit Kolstad wurde er in der abgebrochenen Saison Vierter. Seine Ziele mit und beim BHC hat Tom Kare Nikolaisen noch nicht exakt definiert. „Klar ist, dass ich meine Spielanteile bekommen möchte“, sagt er. Mit Positionskollege Max Darj versteht sich der Norweger hervorragend. „Norwegisch und schwedisch sind sehr ähnlich, so dass wir uns auch in unseren Sprachen gut unterhalten können“, erklärt er. „Mit den meisten anderen rede ich noch englisch, aber ich lerne von Tag zu Tag auch immer mehr deutsche Worte. Zum Glück hatte ich die Sprache auch schon in der Schule, habe also einen kleinen Vorteil.“

Mit Freundin Rebekka hat Nikolaisen eine Wohnung in Solingen bezogen. Im selben Haus wie Tomas Mrkva. „Ein wunderschönes Apartment“, findet der Norweger. „Wir müssen nur derzeit oft auswärts essen, weil uns noch die Küche fehlt. Coronabedingt verzögert sich die Lieferung bis September.“ Das Paar, das seit drei Jahren zusammen ist, wohnt zum ersten Mal zusammen. „In Norwegen haben wir beide noch zu Hause gelebt“, sagt der 22-Jährige. „Für meine Eltern ist es auch eine völlig neue Situation.“ So sei beim Abschied die eine oder andere Träne verdrückt worden. „Natürlich sind sie ein bisschen traurig, dass ich jetzt weg bin, aber in erster Linie sind sie stolz, dass ich diesen Schritt gehe.“