Handball Der Bergische HC braucht gute Entscheidungen
Wuppertal · Der Handball-Bundesligist hat ganz unterschiedliche Erinnerungen an die Spiele gegen die Niedersachsen. Mal waren die Leistungen gut, mal weniger. Ob das Spiel vor Zuschauern stattfindet, ist noch offen.
An die TSV Hannover-Burgdorf könnten die Erinnerungen beim Bergischen HC unterschiedlicher kaum sein. In der vorigen Saison unterlagen die Löwen sang- und klanglos mit 24:30 bei den Niedersachsen, gewannen aber das Heimspiel im vergangenen Februar mit 28:27. Es war die bislang letzte Bundesliga-Partie, die in einer restlos ausverkauften Klingenhalle stattfand – und das emotionale Highlight in der kurz darauf abgebrochenen Saison. Am Donnerstag (19 Uhr) muss der BHC erneut auswärts ran und will freilich nicht noch einmal so auftreten wie im September 2019. Trainer Sebastian Hinze ist überzeugt, dass dies gelingt: „Das war vor einem Jahr ein sehr bitteres, aber auch lehrreiches Spiel.“
Im Angriff war den Bergischen fast nichts gelungen. „Das haben wir die ganze Zeit mitgetragen und es dann auch versäumt, eine gute Abwehr zu stellen“, erinnert sich der Coach. Dass seine Mannschaft inzwischen reifer ist, zeigt zum Beispiel die jüngste Niederlage gegen die HSG Wetzlar. Offensiv funktionierte wenig, doch die Deckung stand trotzdem. „Es ist natürlich schade, dass wir nicht gewonnen haben, aber es war eben kein Spiel, das uns veranlasst, zu glauben, irgendetwas laufe grundsätzlich falsch“, erläutert Hinze.
In Hannover wartet auf die Mannschaft eine große Aufgabe. Die Niedersachsen waren die Überraschung der Saison 2019/20, schlossen auf dem vierten Rang ab und werden erneut hoch gehandelt. Leistungsträger und Spielmacher Morten Olsen aber ging zurück in seine dänische Heimat. Vier weitere Abgänge, darunter Nationalspieler Timo Kastening, musste der Club verkraften, während er sich nur in Johan Hansen und Filip Kuzmanovski verstärkte. „Ich sehe sie ähnlich gut aufgestellt wie in der vorigen Saison“, sagt Hinze. „Hansen ist auf Rechtsaußen ein überragender Mann, und Alfred Jönsson macht es auf der Mitte richtig gut.“ Der Schwede spielt seit 2019 bei der TSV und ist Nachfolger des genialen Olsen.
Hinze hebt außerdem zwei sehr gute Rückraumschützen in Ivan Martinovic und Fabian Böhm hervor. Letzterer spielte übrigens beim einzigen BHC-Auswärtssieg in Hannover noch auf Seiten der Löwen. Der resultiert vom 11. Februar 2012 – 35:31 hieß es damals für die Gäste. Böhm trat seitdem in Essen sowie Balingen an und ist seit 2016 in Hannover, wo er zum Nationalspieler reifte.
Während der BHC zu Hause aus den jüngsten fünf Partien gegen die Niedersachsen neun Punkte holte, verlor die Mannschaft in Hannover ausnahmslos – und zumeist sehr deutlich. „Es hat vielleicht ein Stück weit damit zu tun, dass die TSV-Abwehr extrem von der Bereitschaft lebt“, mutmaßt Hinze. „Da ist sehr viel Bein- und Armarbeit gefragt. Ich denke, das ist in geringem Maße zu Hause besser und leichter abzurufen als in der Fremde.“
Die Deckung von Coach Carlos Ortega ist sehr unangenehm zu bespielen. Aus einer 6:0-Formation heraus reagiert die Abwehr auf die Auftakthandlung des Gegners und fungiert teilweise sogar als Pressdeckung. „Man kann nicht sagen, dass sie auf eine bestimmte Aktion immer identisch antworten“, erklärt Hinze. „Gegen so eine Abwehr sind gute Entscheidungen gefragt. Die Räume werden durch Hannovers aggressive Gangart natürlich größer. Das wollen wir clever nutzen.“
Einen Heimvorteil werden die Hannoveraner wohl haben. Zuletzt waren knapp 1300 Zuschauer in der Zag-Arena dabei. Die Stadt Hannover meldet einen Inzidenzwert von knapp über 35. Ob das Einfluss auf das Spiel hat, wird sich wohl erst kurzfristig entscheiden.