Der BHC setzt auf die Artmann-Flügelzange
Bundesligist Bergischer HC setzt auf die Zwillinge Jan und Nils.
Wuppertal. „Eine solche Professionalität habe ich natürlich noch nicht erlebt“, sagt Nils Artmann, der bislang beim OSC Duisburg in der 3. Liga spielte. Mit zwei Jahren Verspätung — im Vergleich zu seinem Bruder Jan — startet er bei den „Löwen“ einen Ausflug ins Profigeschäft. In den 15 Jahren davor waren die Artmann-Zwillinge in Sachen Handball unzertrennlich.
Der Wechsel von Richard Wöss nach Lübbecke ließ beim Bergischen HC genau die Stelle frei werden, die in der kommenden Spielzeit der „Artmann-Flügelzange“ eine neue Chance gibt. Denn Jan Artmann spielt als Rechtshänder links, während sein Bruder als Linkshänder über die andere Seite kommt. „Einer wie ich bekommt so ein Angebot nur einmal im Leben“, erinnert sich Nils Artmann an die BHC-Anfrage im vergangenen März.
Nach viermal Probetraining kam das positive Signal von Trainer Sebastian Hinze. „Aber eigentlich ist es dann erst spannend geworden“, erzählt der 23-Jährige. Denn bei nur noch einem fehlenden Jahr wollte er seine Ausbildung zum Industriekaufmann in einem großen Düsseldorfer Unternehmen „auf keinen Fall wegwerfen“.
Und er staunt noch jetzt, wie sehr sich der Trainer und BHC-Geschäftsführer Jörg Föste beim Finden einer konstruktiven Lösung bei seinen Vorgesetzten eingebracht haben: „Vormittags werde ich meistens freigestellt, für unser Trainingslager in Österreich muss ich aber natürlich Urlaub nehmen.“ Den Berufsabschluss peilt Nils Artmann im nächten Jahr an.
„Ich war nie der Talentierteste, aber ich bin es gewohnt, hart an mir zu arbeiten“, geht er das Projekt 1. Liga ehrgeizig, aber ohne Illusionen an. Dabei war er gemeinsam mit Jan mit der HSG Düsseldorf Deutscher Juniorenmeister 2010 und durfte dort im Insolvenzjahr 2012 auch schon Zweitliga-Luft schnuppern. Tatsächlich war es niemand anderes als Nils Artmann, der das allerletzte Tor in der Geschichte der HSG Düsseldorf erzielte: am 4. Juni 2012 zum 28:30-Endstand gegen den VfL Bad Schwartau.
Die zweieiigen Zwillinge — Nils ist fünf Zentimeter kleiner und einige Kilo leichter — haben inzwischen eine gemeinsame Wohnung in Gräfrath und damit wieder an ihre Jugend in Mettmann angeknüpft. „Wir ticken schon ähnlich und haben ein tolles Verhältnis“, beschreibt Nils Artmann die Zwillings-WG — die ihm natürlich auch den Einstieg im BHC-Kader erleichtert hat. „Mit Max Weiß habe ich in Düsseldorf gespielt, etliche andere aus dem Team habe ich vorher kennengelernt“, erzählt Nils. Dennoch weiß er: „Das Standing in der Mannschaft hängt letztlich davon ab, was man sportlich leistet.“