Zwei BHC-Stars als Sportlehrer

Die beiden Profis Alexander Oelze und Fabian Gutbrod trainierten Schüler der Förderschule am Nordpark.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Eine alltägliche Szene in einer Sporthalle, der Trainer macht eine Übung vor: Ball im Slalom durch eine Kegelreihe dribbeln, aufs Tor werfen, dribbeln zum anderen Tor, dort ein zweiter Wurf — Trainingsalltag. Der Ort allerdings ist ungewöhnlicher, als er auf den ersten Blick erscheint. Denn das Training findet in der Förderschule für körperliche und motorische Entwicklung in der Melanchthonstraße statt. Die beiden jungen Trainer, die fast jeden in der Halle um doppelte Haupteslänge überragen, heißen Alexander „Ali“ Oelze (30) und Fabian Gutbrod (25). Die beiden Hünen sind Spieler bei Handball-Bundesligist Bergischer HC.

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Zwischen ihrem Schicksalsspiel in Berlin und der Nichtabstiegsfeier am Wochenende ließen es sich die beiden Profisportler nicht nehmen, sich als Sportlehrer für 17 Schüler einer Förderschule für geistige Entwicklung zu verdingen. Aufgrund der eingeschränkten räumlichen Möglichkeiten an der Schule am Nordpark, ist es nämlich das erste Handball-Training für die Jugendlichen.

Ob mehr das Spiel oder doch die Begegnung mit den Profis lockte, bleibt unklar. Die Ehrfurcht jedenfalls ist gering: „Ali geht ins Tor“, erklärt Gutbrod den Schülern, die aber nicht wissen, wer gemeint ist. Gutbrod zeigt auf Oelze, der den Parcours aufbaut. „Achso, der Hütchenbauer“, sagt ein Schüler. Was Gutbrod freundlich quittiert mit: „Genau, der Hütchenbauer steht im Tor.“ Souverän und einfühlsam gehen die beiden Sportler mit den Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren um. Immer wieder widmetn sie sich einer Kleingruppe oder begleiten einzelne Schüler mit anfeuernden Rufen durch die Übung. Mit Erfolg: In rascher Folge fliegen die Bälle aufs Tor des Hütchenbauers und nach einer halben Stunde zeigt Torhüter Oelze seinen geröteten Unterarm vor: „Ein paar haben wirklich einen starken Wurf.“

Dass der 15-Jährige Ediz und seine Mitschüler Oelzes Torhüter-Fähigkeiten so auf die Probe stellen würden, damit hatte der BHC-Spielmacher wohl nicht gerechnet. „Ich habe vorher noch nie mit Menschen mit geistiger Behinderung gearbeitet“, hatte der 30-Jährige vor der Einheit gesagt, um dann festzustellen: „Es macht total viel Spaß.“ Auch die Schüler sind von der Sportstunde angetan. „Schön“ lautet das einhellige, wenn auch knappe Urteil der Neu-Handballer.

Sogar das Mädchen, das von einem Ball im Gesicht getroffen wird, kehrt nach einer kurzen Streicheleinheit auf der Bank zurück zum Hütchenparcours.