DHB bei der Bundestrainer-Frage in der Zwickmühle
Magdeburg (dpa) - Die von Schuldgefühlen geplagten deutschen Handballer blicken mit Spannung auf die Entscheidung des Verbandes in der Trainerfrage. Allerdings befindet sich der Deutsche Handballbund (DHB) dabei in der Zwickmühle.
Gerade die Hoffnungsträger Patrick Groetzki, Patrick Wiencek, Hendrik Pekeler oder Steffen Fäth, die allesamt mit Noch-Bundestrainer Martin Heuberger 2009 oder 2011 Junioren-Weltmeister wurden, hoffen auf eine Entscheidung des DHB in ihrem Sinne. Spielmacher Michael Haaß sagte der „Magdeburger Volksstimme“: „Nachdem wir als Mannschaft das Ding verbockt haben, wartet man mit einem flauem Gefühl im Magen darauf, zu welchen Konsequenzen das Ganze führt - auch für Martin Heuberger“.
Nachdem Neu-Kapitän Uwe Gensheimer und auch Neu-Manager Oliver Roggisch dem Bundestrainer eine „überragende Arbeit“ in den vergangenen Wochen attestierten, ließ auch Sportchef Bob Hanning vor dem Gespräch an diesem Mittwoch mit Heuberger phasenweise eine Lobeshymne auf dessen Spielvorbereitung für die WM-Playoffs erklingen.
Doch Spielvorbereitung und Spieldurchführung sind zweierlei Maßnahmen. Hanning kritisierte auch, dass „die vorhandenen PS nicht vollständig auf die Straße gebracht wurden“. Diesen Ansatz baute Sport1-Experte Stefan Kretzschmar aus. „Martin ist von seinen Trainerqualitäten eine Koryphäe. Doch die Frage ist, ob er in den entscheidenden Situationen in der Lage ist, eine Nationalmannschaft zu führen oder ein besserer Co- oder Juniorentrainer ist. Denn auf dem Toplevel im Welthandball hat er das eine oder andere Defizit“, meinte der ehemalige Linksaußen und brachte seinen Freund Martin Schwalb als Heuberger-Nachfolger ins Gespräch.
Der 51-Jährige HSV Hamburg-Trainer wollte sich nicht zu den Spekulationen äußern, meinte nur: „Jeder sollte mithelfen, dass der deutsche Handball wieder nach oben kommt. Dazu müssen alle Kräfte gebündelt werden.“
Allerdings gibt es bei dieser möglichen Personalie zwei grundsätzliche Fragen. Was wird mit dem Einspruch des HSV Hamburg? Und wie kommen die beiden Alpha-Tiere Hanning und Schwalb miteinander klar? HSV-Aufsichtsratsmitglied Matthias Rudolph bezweifelt diese Lösung mit seinem Noch-Trainer. „Ich denke eher, dass es einer aus den eigenen Reihen des DHB macht“, sagte er am Dienstag. Im Gespräch sind Markus Baur und Christian Schwarzer - auch eine Doppelspitze zusammen mit je einem der Weltmeister von 2007 wäre denkbar.
Und hinzu kommt noch der Isländer Dagur Sigurdsson, der bereits 2011 eine beeindruckende Bewerbung beim DHB abgab. Damals scheiterte die Verpflichtung des heutigen Füchse-Trainers offenbar an den Finanzen. Und ob DHB-Sportchef Hanning als Geschäftsführer der Füchse Berlin ausgerechnet seinen eigenen Verein schwächt, ist offen. Da viele Bundesligisten zwei Wochen vor Beginn der Vorbereitung stehen, dürften auch andere hochkarätige Trainer aus der angeblich „stärksten Liga der Welt“ nicht verfügbar sein.