Hanning: Die Mannschaft kann in den Spiegel gucken
Magdeburg (dpa) - Fragen an Bob Hanning, Vizepräsident Leistungssport im Deutschen Handballbund, nach der verpassten Qualifikation der deutschen Handballer für die WM. Nach dem 28:29 im Rückspiel gegen Polen ist auch die Zukunft von Bundestrainer Martin Heuberger offen.
Was waren aus Ihrer Sicht die Gründe für die erneute Pleite in einer wichtigen Qualifikation?
Bob Hanning: Wir sind in der zweiten Halbzeit, ähnlich wie vor einer Woche, nicht mehr richtig ins Spiel gekommen. Und in Überzahl gab es kein Miteinander im Team, das hat uns das Genick gebrochen. Zweiter wesentlicher Punkt war die Defensive. Durch die Verletzung von Patrick Wiencek wurde unser Mittelblock, auf den wir sehr viel aufgebaut und von dem wir sehr viel erwartet hatten, auseinandergerissen. Das war ein Knackpunkt. Damit hat uns die absolute Stabilität gefehlt, die wir im Vorfeld hatten.
Und wer wird am 1. Juli Bundestrainer?
Bob Hanning: Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir uns am Dienstag in kleiner Runde - sprich: Präsident, Präsidium und ich - zusammensetzen. Da werden wir die Situation aus unserer Sicht analysieren. Dann werden wir dem Bundestrainer am Mittwoch die Möglichkeit geben, in einem Sechs-Augen-Gespräch noch einmal seine Sicht der Dinge vorzutragen. Danach werden wir kurzfristig eine Entscheidung treffen, schon am Mittwoch oder spätestens am Donnerstag.
Die Mannschaft war mit der Vorbereitung auf diese zwei wichtigen Spiele absolut zufrieden mit der Arbeit des Trainerteams. Gibt es für Sie Alternativen?
Bob Hanning: Es ist ja unprofessionell, wenn man sich nicht grundsätzlich auf verschiedenen Themenfeldern bewegt. Was ich Ihnen aber sagen kann, und das ist aufrichtig, ist, dass wir uns auf dieses Polen-Spiel maximal fokussiert haben. Wir haben gesagt, wenn wir die Kraft dahin lenken, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir es schaffen. Es ist aber auch nicht unprofessionell, wenn man sich im Vorfeld schon den einen oder anderen Gedanken macht.
Wie muss denn der ideale Bundestrainer aussehen?
Bob Hanning: Wir müssen den Aufbau mit ihm hinkriegen. Er muss die Mannschaft hinter sich bringen, neu motivieren, einfach auch neue Ziele bestreiten, denn es wird jetzt erstmal ein schwerer Weg. Da ist es wichtig, dass wir auch mit Martin Heuberger sprechen, wie er die Situation analysiert, und dann eine gemeinsame Entscheidung treffen.
Haben Sie denn im Team in den vergangenen Monaten eine Entwicklung gesehen?
Bob Hanning: Ich glaube, die haben alle gesehen. Der Bundestrainer hat es schon geschafft, zwischen Routine auf der einen Seite und Veränderung auf der anderen Seite eine Lösung zu finden. Die Situation mit dem jungen Mittelblock mit Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler hat ja hervorragend funktioniert. Dazu die alten Hasen mit dazuzunehmen, wie 'Mimi' Kraus zu reaktivieren, hat ja auch funktioniert. Auch Steffen Weinhold und Holger Glandorf sind ja Säulen der Nationalmannschaft, da ist ihm schon einiges gelungen.
Dennoch zweifelt man an der Personalie Heuberger?
Bob Hanning: Wir haben, und das muss man ihm ganz klar sagen, nicht die PS, die wir hatten, maximal auf die Straße gekriegt. Aber ich sage ganz deutlich: Die Mannschaft kann in den Spiegel gucken. Sie hat wirklich alles dafür getan, dass sie sich qualifiziert. Sie war sehr fokussiert die ganzen Tage und sehr professionell im Umgang miteinander - das hat mich persönlich schon sehr, sehr beeindruckt.