DHB international machtlos
Monaco (dpa) - Der Deutsche Handballbund (DHB) ist international machtlos. Der weltgrößte Handball-Verband wurde beim Kongress der Europäischen Handball Föderation EHF im Fürstentum Monaco förmlich abgestraft.
Der wichtigste DHB-Kandidat kam bei den Neuwahlen unter die Räder, der einzige deutsche Antrag wurde von der EHF-Spitze zerpflückt. Reiner Witte, Präsident der Männer-Bundesliga, fiel gleich in zwei Wahlen durch. Beim Kampf um das Amt des EHF-Vizepräsidenten zog der 57-jährige Rechtsanwalt mit nur neun Stimmen gegen den Schweden Arne Elovsson (41 Stimmen) klar den Kürzeren. Anschließend scheiterte Witte auch klar bei den Wahlen zum EHF-Exekutiv-Komitee - und zog gleich seine Konsequenzen: „Ich bin zwar jetzt keine beleidigte Leberwurst, aber international trete ich nicht mehr an.“
Somit wartet der DHB seit 14 Jahren auf eine Spitzenposition bei EHF und im Weltverband IHF. Bis 1998 war Hans-Jürgen Hinrichs EHF-Vizepräsident. Die DHB-Spitze überdenkt nach dem Wahldebakel von Monaco nun ihre Strategie. „Wir hatten uns der Allianz der nordeuropäischen Verbände angeschlossen, aber da wurden viele Vereinbarungen nicht eingehalten. Wir müssen uns künftig anders positionieren. So etwas lassen wir uns nicht mehr bieten“, schimpfte DHB-Präsident Ulrich Strombach. Generell müsse man aber auch überlegen, welche Kandidaten man künftig ins Rennen schickt - denn das Angebot ist eher gering. Heiner Brand wäre jemand, aber der frühere Bundestrainer hat Funktionärsposten bislang abgelehnt.
In Monaco wurde Brand immerhin in Abwesenheit ins Gremium für Nationalmannschaften gewählt - er hatte allerdings auch keinen Gegenkandidaten. Zweiter deutscher Vertreter in EHF-Gremien ist Wolfgang Gremmel als Rechnungsprüfer. Kay-Sven Hähner, Manager des Frauen-Bundesligisten HC Leipzig, wurde aus dem Frauen-Marketing-Gremium abgewählt. Frauen-Liga-Präsident Berndt Dugall hatte zugunsten von Hähner seine Kandidatur für eine Kommission zurückgezogen. Und dann scheiterte der DHB auch noch kläglich mit einem Antrag auf Reduzierung der Transfergebühren. Die EHF-Spitze kassierte den Vorschlag ein - abgestimmt und beschlossen wurde schließlich darüber, dass das Thema beim nächsten IHF-Kongress eingebracht wird.
Insgesamt stand der EHF-Kongress im Zeichen des Führungswechsels: Nach acht Jahren als Präsident trat der Norweger Tor Lian nicht mehr an. Sein Nachfolger ist der bisherige Vize Jean Brihault aus Frankreich, der als einziger Kandidat um den Chef-Posten fast einstimmig gewählt wurde. Der Kongress vergab zudem die EM 2016: die Männer spielen vom 17. bis 31. Januar in Polen, die Frauen vom 4. bis 18. Dezember in Schweden.
Daneben wurden auch die Vorrundengruppen der Frauen-EM ausgelost, die vom 4. bis 16. Dezember in Serbien stattfindet. Die deutsche Mannschaft trifft in der anspruchsvollen, aber machbaren Gruppe C in Novi Sad auf den WM-Dritten Spanien, Olympia-Teilnehmer Kroatien und Ungarn. „Wir sollten die Auslosung mit Demut betrachten, nachdem wir uns vor der WM in Brasilien vielleicht zu weit aus dem Fenster gelehnt hatten“, sagte DHB-Präsident Strombach. Bundestrainer Heiner Jensen meinte: „Wir freuen uns auf die EM, aber das sind schwierige Aufgaben und wir müssen unsere maximale Leistung abrufen, um weiterzukommen.“ Deutschland muss mindestens Gruppendritter werden, um in die Hauptrunde einzuziehen.