Doch nicht unbesiegbar: THW Kiel legt Fehlstart hin
Leipzig (dpa) - Der Nimbus der Unbesiegbarkeit hielt keine 60 Minuten. Nach der Entzauberung durch den TBV Lemgo gleich zum Auftakt der Handball-Bundesliga suchten Spieler und Trainer des bislang scheinbar übermächtigen THW Kiel nach Gründen.
„Das war von uns kein überragendes Spiel. Ich bin von uns sehr enttäuscht. Lemgo hat verdient gewonnen“, sagte Kiels Coach Alfred Gislason nach der überraschenden 21:27-Klatsche (13:14) in Ostwestfalen.
Mit dem überragenden Torhüter Nils Dresrüsse und einer kämpferischen Glanzleistung wiesen die Lemgoer das Weltklasse-Ensemble um Welthandballer Domagoj Duvnjak und Kapitän Filip Jicha in die Schranken. Der Paukenschlag dürfte Erleichterung in der Liga ausgelöst haben: Kiel ist nicht unbezwingbar, der befürchtete Durchmarsch des Rekordmeisters könnte verhindert werden - wenngleich die Schlappe nichts an der Favoritenrolle der „Zebras“ geändert hat.
Nach dem Erfolg im Supercup gegen Pokalsieger Füchse Berlin und mit Blick auf den erlesenen Kader der Norddeutschen dürften wohl nur die größten Optimisten auf einen Sieg des TBV gewettet haben. Doch weit gefehlt: Während die junge Lemgoer Mannschaft über sich hinauswuchs, zeigten die Kieler eine schwache Abwehr inklusive Torhüter und verzweifelten immer wieder an Dresrüsse.
Bei den Ostwestfalen, die dem THW die erste Auftaktniederlage seit 2002 beibrachten, herrschte hingegen Euphorie. „Es ist ein außergewöhnliches Gefühl, gegen Kiel zu gewinnen. Das ist mir in meiner Laufbahn noch nicht passiert“, meinte der Matchwinner mit einem Grinsen im Gesicht. In der Vorsaison hatte Kiel Lemgo noch mit 46:24 deklassiert. „Wir hatten etwas gut zu machen“, bekannte Dresrüsse: „Aber wir müssen auf dem Boden bleiben.“
Dass sich seine Mannen von der positiven Vorberichterstattung haben einlullen lassen, wollte Gislason nicht bestätigen: „Das sind Aussagen der Presse. Ich habe gewusst, dass die ersten Spiele für uns sehr schwierig werden mit den neuen Spielern.“ Die Integration der Neuzugänge sei noch nicht vollzogen, meinte der Isländer. Viel Zeit bleibt Duvnjak, Joan Cañellas und Steffen Weinhold nicht, denn schon am Dienstag steigt in Kiel das prestigeträchtige Nordderby gegen Flensburg. Eine weitere Niederlage ausgerechnet gegen den Erzrivalen käme für die „Zebras“ einem Fiasko gleich.
In Flensburg „versüßte“ die Nachricht von der Kieler Auftaktpleite den 29:23 (13:8)-Sieg des Champions-League-Siegers über Aufsteiger TSG Friesenheim. Und sie steigerte die Vorfreude auf den ewig jungen Nordklassiker: „Über unser nächstes Spiel in Kiel muss ich gar keine Worte verlieren. Das wird wie immer ein echtes Highlight“, sagte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke.
Pokalsieger Berlin startete hingegen mit einer Pleite. Das Team des neuen Bundestrainers Dagur Sigurdsson verlor bei Frisch Auf Göppingen mit 27:29 (14:15). „Wenn man nicht maximal investiert, darf man auch keinen maximalen Ertrag für sich veranschlagen. Wir hatten zu viele Totalschäden in der Mannschaft“, meinte Füchse-Manager Bob Hanning.
MT Melsungen gewann beim TSV Hannover-Burgdorf mit 26:22 (13:9), der Bergische HC bezwang die SG BBM Bietigheim mit 33:27 (14:12). Aufsteiger HC Erlangen verlor gegen den TuS N-Lübbecke 25:30 (15:18).