EHF-Pokal: Füchse gierig auf nächsten Titel

Berlin (dpa) - Bob Hanning erzählt die Geschichte immer wieder gern. Als er bei den Berliner Füchsen seine Tätigkeit als Manager begann, fand er in der alten Geschäftsstelle nichts anderes vor als einen Karton mit Rechnungen.

Foto: dpa

Das war 2005, und die Füchse spielten Handball in der 2. Bundesliga. Nur neun Jahre später sind die Berliner eines der Top-Teams in der deutschen Eliteklasse, haben vor einem Monat den DHB-Pokal gewonnen und können am Wochenende den größten Erfolg der Vereinsgeschichte folgen lassen: Sie richten in der heimischen Max-Schmeling-Halle die Endrunde um den EHF-Cup aus. „Wir wissen, wie der Erfolg schmeckt, und wir wollen ihn weiter schmecken“, sagte Trainer Dagur Sigurdsson.

Als Hanning vor neun Jahren die Geschäfte der Füchse übernahm, hatte er „davon geträumt, etwas Großes auf die Beine stellen zu können“. Er habe eine Idee vom Weg dorthin gehabt. „Wir sind auch mal in eine Einbahnstraße hinein-, aber auch schnell wieder herausgekommen“, beschrieb der gebürtige Essener die erstaunliche Entwicklung der Füchse. „Wir sind immer noch ein kleiner Club, haben aber die Fähigkeit, aus unseren Möglichkeiten das Maximale zu erreichen.“

Sollten die Füchse nach dem Gewinn des DHB-Pokals innerhalb einer Spielzeit auch noch den ersten internationalen Titel der Vereinsgeschichte erringen, wäre dies eine nicht hoch genug einzuschätzende Leistung. Oder wie Jungstar Paul Drux feststellte: „Der Gewinn des DHB-Pokals war unglaublich. Der des EHF-Cups ein Traum.“ Um diesen wahr werden zu lassen, müssen die Füchse am Samstag (14.35 Uhr) im ersten Halbfinale den ungarischen Meister Pick Szeged besiegen. Im zweiten Semifinale (17.15 Uhr) stehen sich HCM Constanta aus Rumänien und Montpellier HB mit dem langjährigen Kieler Torwart-Star Thierry Omeyer gegenüber.

Der 14-malige französische Meister ist für Füchse-Coach Sigurdsson der Favorit auf den Titel. Der Isländer sagte aber auch: „Wenn wir unser Spiel hinbekommen und die Fans im Rücken haben, können wir jeden Gegner schlagen.“ Offen ist freilich, ob er seine besten Spieler aufbieten kann. Spielmacher Bartlomiej Jaszka und Kapitän Iker Romero leiden beide noch an Schulterverletzungen. „Ich hoffe, dass wir die beiden hinbekommen, doch es wird sehr knapp“, erklärte Sigurdsson. Die Füchse sind es allerdings gewöhnt, seit Monaten wegen Personalsorgen improvisieren zu müssen. Der 41-Jährige ist stolz auf den Charakter seines Teams. Es habe nach dem Pokalsieg jedes Spiel gewonnen, obwohl die Qualifikation für den Europapokal bereits gesichert war: „Das hätte nicht jede Mannschaft geschafft.“

Den Halbfinal-Gegner Szeged schätzt Sigurdsson wegen der kompakten Abwehr und der schnellen Gegenstöße hoch ein. „Szeged hat sich diese Saison mit vielen internationalen Top-Spielern verstärkt“, sagte Füchse-Torwart Silvio Heinevetter. Die Schweden Jonas Larholm und Jonas Källmann sowie die ungarischen Nationalspieler Roland Mikler und Gabor Ancsin können jedes Team verstärken. „Der Gewinn des DHB-Pokals hat unser Selbstvertrauen aber extrem gestärkt. Ich glaube daran, dass wir ins Finale einziehen werden“, meinte Heinevetter.

Der Gewinn des 15 Kilogramm schweren Pokals würde nicht nur den noch recht leeren Trophäenschrank der Füchse füllen, sondern auch helfen, die Ausrichterkosten von rund 400 000 Euro wieder einzuspielen. „Wenn wir nicht gewinnen, wird es eng, das Geld wieder reinzuholen“, sagte Manager Hanning, der an diesem Wochenende aber nicht zu sehr auf die Finanzen achten möchte. „Wir haben jetzt nach neun Jahren ein irres Event in Berlin. Da wollen wir uns auch mal selbst belohnen.“