Freispruch für Schwenker und Serdarusic gefordert
Kiel (dpa) - Die Verteidiger der früheren THW-Verantwortlichen Uwe Schwenker und Zvonimir Serdarusic haben im Kieler Handball-Prozess wie erwartet den Freispruch ihrer Mandaten gefordert.
In ihren Plädoyers sprachen die Rechtsanwälte von uneingeschränkter Unschuld der Angeklagten. Es fehlten ganz einfach Beweise für eine Straftat. Das betreffe sowohl das angeblich durch Schiedsrichterbestechung gekaufte Finalrückspiel in der Champions League 2007 gegen den Nordrivalen SG Flensburg-Handewitt als auch den Vorwurf der Untreue. Das Urteil wird am Donnerstag verkündet.
Der Staatsanwalt, so Schwenkers Verteidiger Michael Gubitz, habe einseitige Ermittlungen betrieben und nicht anerkennen wollen, dass Gerüchte eben nicht ausreichten. Den Anklägern fehle „in Logik und Beweisbarkeit ein ganzes Stück“, sagte Gubitz und verdächtigte die Anklagevertreter der Taktik, „man muss nur mit genug Dreck werfen, irgendetwas bleibt schon hängen“.
Fünf Tage zuvor hatte die Staatsanwaltschaft Freiheitsstrafen und Geldauflagen gefordert. Für Ex-Geschäftsführer Schwenker beantragte Oberstaatsanwalt Axel Goos 18 Monate Haft, ausgesetzt auf zwei Jahre zur Bewährung sowie eine Geldauflage von 25 000 Euro. Für Ex-Trainer Serdarusic forderte er eine 17-monatige Freiheitsstrafe mit ebenfalls zwei Jahren Bewährung sowie eine Geldauflage von 15 000 Euro.
Gubitz erklärte, dass die Hauptverhandlung vor der Großen Strafkammer des Kieler Landgerichts „keinen Beweis für die Schuld“ seines Mandanten erbracht hätte. Es gebe zahlreiche Widersprüche vor allem in der Aussage des Zeugen Jesper Nielsen. Der Gesellschafter des Bundesliga-Konkurrenten Rhein-Neckar Löwen hatte ausgesagt, Schwenker habe die Bestechung von Schiedsrichtern in einem persönlichen Gespräch zugegeben. Nielsens Aussagen seien „farblos und detailarm und voller Widersprüche“, meinte Gubitz. Das Lebenswerk Schwenkers sei durch das Verfahren infrage gestellt worden. Der frühere Manager „verlor seinen Job, der seinen Lebensinhalt darstellte“, sagte Gubitz.
Marc Langrock, der Verteidiger des ehemaligen Trainers Serdarusic, berief sich auf die Aussagen von Experten des Europäischen Handball-Verbandes (EHF), das Spiel sei „sauber und fair“ gepfiffen worden. In einigen Zeugenaussagen sei ein „Panoptikum an Vorwürfen zusammengerührt“ worden, meinte er und warf insbesondere Nielsen große Fantasie vor. Der Däne sei „mit "windig" nur unzureichend beschrieben“. Langrock verwies zudem auf die Machtlosigkeit des deutschen Rechts bei möglichem Sportbetrug. „Das geltende Recht sieht eine Strafbarkeit bei Korruption im Sport - außerhalb von Sportwetten - nicht vor“, sagte der Anwalt.
Falls sein Mandant jedoch verurteilt werden sollte, will er gleich sieben Handball-Profis vernehmen lassen, die allesamt von Spielervermittler Nenad Volarevic dem THW Kiel angeboten worden sein sollen. Die Staatsanwaltschaft hatte bezweifelt, dass der Kroate als Scout für den THW tätig war, sondern vermutete, er sei hauptsächlich für die Schiedsrichterbestechung angeheuert worden. Nachweislich hatte Volarevic unmittelbar vor dem Finalrückspiel 92 000 Euro vom THW Kiel erhalten und war im Anschluss nach Warschau geflogen, wo die polnischen Schiedsrichter wohnten.