DHB: „Ein Idol“ Frühere Weltklasse-Handballerin Kretzschmar gestorben

Berlin (dpa) - Die frühere Weltklasse-Handballerin Waltraud Kretzschmar ist tot. Das teilte der Deutsche Handball-Bund (DHB) am Mittwochabend mit und bestätigte damit einen Bericht der „Märkischen Allgemeinen“, die sich auf Angaben der Familie berufen hatte.

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Die 217-fache DDR-Nationalspielerin starb bereits am 7. Februar, sechs Tage nach ihrem 70. Geburtstag. Waltraud Kretzschmar wohnte zuletzt in Schöneiche im Landkreis Oder-Spree.

„Der Name Kretzschmar steht beispielhaft für große Zeiten im deutschen Frauenhandball. Waltraud Kretzschmar war als dreimalige Weltmeisterin ein Idol unseres Sports. Wir trauern um eine großartige Spielerin“, wird DHB-Präsident Andreas Michelmann in der Verbandsmitteilung zitiert.

Die gebürtige Brandenburgerin, Mutter von Handball-Star Stefan Kretzschmar, galt in den 1970er Jahren als erfolgreichste Handballerin der Welt. Sie wurde 1971, 1975 und 1978 mit der DDR-Auswahl Weltmeisterin und mit dem SC Leipzig zehnmal DDR-Meisterin. Dazu kommen zwei Europapokal-Siege sowie Silber (1976) und Bronze (1980) bei den Olympischen Spielen. Bis zu ihrem Kreuzbandriss im Jahr 1980 bestritt die Rückraumspielerin in 15 Auswahljahren 217 Länderspiele und erzielte 727 Tore.

Ihr Mann Peter war lange Zeit ihr Trainer in der DDR-Auswahl. Allerdings bekamen die beiden 1970 Probleme wegen ihrer Beziehung. Den WM-Titel 1971 in den Niederlanden durfte Peter Kretzschmar nicht als Trainer begleiten. „Wir waren noch nicht verheiratet“, erzählte Waltraud Kretzschmar. 1971 gab sich das Paar dann das Ja-Wort, zwei Jahre später kam Sohn Stefan, 1978 Tochter Katharina zur Welt. Bei den WM-Titeln 1975 und 1978 sowie bei den Olympischen Spielen saß Ehemann Peter wieder auf der Bank.

Die Beziehung zu ihrem berühmten Sohn litt laut Stefan Kretzschmar unter der fehlenden Anerkennung seiner Mutter. „Für mich war das ein wichtiger Moment, als meine Mutter das erste Mal zu mir sagte, dass sie stolz auf mich ist. Da war ich allerdings schon 34“, berichtete er einmal.

Mit sich selbst ging Waltraud Kretzschmar, die sich alles in ihrem Leben hart erarbeiten musste, aber auch sehr kritisch um. „Was die Leistung betrifft, habe ich immer hohe Anforderungen gestellt, auch an mich“, sagte sie.

Nach der Wende musste die Handballerin, die 1976 und 1979 den „Vaterländischen Verdienstorden“ der DDR erhielt, zur Hotelfachfrau umschulen. Von 1994 bis Ende 2003 bewirtschaftete sie zusammen mit ihrem Mann eine Vereins-Gaststätte in Berlin-Lichtenberg.