Für Mitsprache im Weltverband: Clubs klagen gegen DHB
Barcelona (dpa) - Dem internationalen Handball steht ein neuer Machtkampf bevor. Im Ringen um Mitsprache beim Weltverband IHF geht die Bundesliga als Vertreter für Europas Handball-Clubs juristisch in die Offensive.
Finanziert von der internationalen Vereinigung Forum Club Handball (FCH) will die Mehrheit der deutschen Erstliga-Vereine im Februar Unterlassungsklage beim Landgericht Dortmund gegen den Deutschen Handballbund einreichen.
Damit soll erreicht werden, dass der DHB die Bundesligisten im Auftrag der IHF nicht mehr zur Abstellung ihrer ausländischen Spieler zwingen kann, teilte das Forum Club Handball am Samstag am Rande der WM auf einer Pressekonferenz in Barcelona mit. „Das Forum Club Handball wird alle Kosten übernehmen“, betonte FCH-Geschäftsführer Gerd Butzeck im Anschluss an die Generalversammlung der Organisation mit Bezug auf die Klage.
„Das ist eine Musterklage“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Im Visier dieses Vorstoßes stehe nicht der DHB, der über die Maßnahme informiert sei. Vielmehr will die Vereinigung damit erreichen, dass die IHF die Vereine als vollwertigen Gesprächs- und Verhandlungspartner anerkennt.
Bislang verweigert der Weltverband Gespräche mit den Clubs über deren Einbindung in die Gremien des Verbandes, über die Wettkampf- und Turnierplanung, über Höhe und Umfang von Abstellgebühren sowie über Modalitäten bei der Versicherung von Spielern. „Ziel der Klage ist eine schriftliche Vereinbarung mit der IHF über diese vier Punkte“, sagte Butzeck.
Als Mitglieder des Weltverbandes sind die nationalen Verbände dazu gezwungen, von den bei ihnen organisierten Vereinen die ausländischen Spieler für internationale Turniere abzufordern. In einer Art Stellvertreter-Auseinandersetzung zieht daher nun die Bundesliga mit bislang zwölf von 18 Clubs, die schriftlich zugestimmt haben, gegen den DHB vor Gericht, um den Weltverband unter Druck zu setzen. Denn würde dem DHB untersagt, im Auftrag der IHF die Abstellung der Spieler von den Clubs zu erzwingen, müsste der Weltverband direkte Gespräche mit den Vereinen führen. „Das Forum kann nicht klagen, weil es keinen Schaden hat. Den haben nur die Clubs“, erläuterte Butzeck.
Gespräche mit den Vereinen verweigert der vom Ägypter Hassan Moustafa geführte Verband bislang hartnäckig. „Man kann nichts verhandeln, wenn der andere nicht mit einem spricht“, sagte Butzeck. Auf dem IHF-Kongress 2011 im Marrakesch war ein Antrag auf Einbindung der Clubs in die Gremien gescheitert. Weil den Vereinen nach Aussage des FCH-Geschäftsführers nur Pflichten auferlegt, aber keine Rechte zugestanden werden sollten, hatten Nationen wie Norwegen, Schweiz oder Belgien den Antrag abgelehnt.
Die Clubs fühlen sich ausgebeutet und setzen sich einmal mehr juristisch zur Wehr. Dies hatte bereits in der Auseinandersetzung mit Europas Dachverband EHF gewirkt. Die im Oktober 2011 aufgelöste Group Club Handball (GCH) als Vorgänger des FCH hatte 2009 bei der EU-Wettbewerbskommission Klage gegen die EHF und die IHF eingereicht. Absicht war es, die Monopolstellung der Verbände bei Planung, Organisation und Vermarktung von internationalen Turnieren aufzuheben und Mitsprache zu bekommen.
In der Folge handelten die Vertreter der Clubs und des Europaverbandes eine Absichtserklärung aus, die im Mai 2010 am Rande der Champions-League-Endrunde in Köln unterzeichnet wurde. Die Vereine sind seither über das Professional Handball Board in die Gremien der EHF integriert. Die Klage wurde daraufhin zurückgezogen. Nun wollen die Vereine das Gleiche bei der IHF durchsetzen. „Wir wollen eine justiziable Vereinbarung haben“, sagte Butzeck, „es geht ums Prinzip und nichts ums Geld.“