Heuberger schmiedet Pläne für Zukunftsteam

Saragossa (dpa) - Erst ließen es die deutschen Handballer noch einmal richtig krachen und traten dann um sechs Uhr morgens in aller Stille die Heimreise an.

Erschöpft vom anstrengenden Turnier und der Feier über den fünften Platz verschliefen die ausgelaugten WM-Helden die dreistündige Fahrt durchs nachtdunkle Spanien von Saragossa aus zum Flughafen nach Madrid. Bundestrainer Martin Heuberger freute sich darüber, dass seine Mannschaft der Zukunft zwei Plätze besser war als bei der EM im Vorjahr und wagte die scherzhafte Prognose: „Wenn wir uns jedes Jahr um zwei Plätze steigern, sind wir in zwei Jahren Weltmeister.“

Am Tag nach der Enttäuschung über die 24:28-Niederlage im Viertelfinale gegen Gastgeber Spanien war die Welt im deutschen Handball-Lager wieder weitgehend in Ordnung. Platz fünf ist so gut wie seit der WM 2009 nicht mehr. Und den gestrauchelten Weltmeister Frankreich hat die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) auch noch einen Rang hinter sich gelassen. „Das ist eine kleine Belohnung für das Turnier“, urteilte DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier. Und Heuberger ergänzte: „Ich hoffe, dass das alles ein Beginn war, aber wir dürfen nicht vermessen sein - zurück in die Weltspitze ist es noch ein langer und harter Weg.“

Viel wichtiger als die Position im Endklassement ist jedoch die Tatsache, dass das Team um Kapitän Oliver Roggisch die Tristesse der vergangenen Jahre durch ein neues Handball-Hoch vertrieben hat. Der Sport macht im Fernsehen wieder Quote

„Es hat uns gefreut, dass wir eine gewisse Euphorie auslösen konnten. Es ist natürlich schade, dass wir das i-Tüpfelchen nicht draufsetzen konnten“, sagte der Bundestrainer bedauernd. „Das ist ein Riesen-Imagegewinn. Die positive Darstellung der Mannschaft ist sehr positiv für den ganzen Handball-Sport in Deutschland“, meinte DHB-Sportmanager Heiner Brand.

Deshalb hat Brands Nachfolger Heuberger die Bundesliga-Clubs einmal mehr aufgefordert, seinem Beispiel zu folgen und jungen Spielern auch in schwierigen Situationen Vertrauen zu schenken. „Ich hoffe, dass das Turnier auch für die Liga ein Zeichen war, dass wenn man das Vertrauen hat in die jungen Spieler, sie auch international mithalten können“, urteilte er. Die Kooperation zwischen Verband und Liga ist für ihn essenziell. „Denn ich bin der Meinung, dass wir alleine vom DHB das nicht stemmen können. Wir brauchen die Liga.“

Dies ist für Heuberger auch eine Bedingung für die mögliche Verlängerung seines bis 2014 laufenden Vertrages. Er wolle langfristig eine Mannschaft aufbauen, die wieder an bessere Zeiten anknüpfen kann. „Wir müssen jetzt erstmal Rahmenbedingungen schaffen, damit wir auch perspektivisch gut aufgestellt sind. Nur dann macht es auch Sinn, das Projekt weiter zu führen“, sagte der Bundestrainer.

Denn die Gute-Laune-Mannschaft hat sich mit leidenschaftlichen Auftritten und mitreißenden Partien wieder in die Herzen der Anhänger gespielt. Fans und Freunde unterstützten den WM-Trip mit Video-Clips, die vor jeder Teamsitzung abgespielt wurden. „Das hat so viel Energie gegeben“, sagte Roggisch, „das ist auch ein Riesenanteil daran, dass wir als Mannschaft so auftreten konnten.“ Als Dank dafür haben die Handballer selbst ein Video gedreht und veröffentlicht.

Teamgeist war ein Erfolgsgeheimnis der unerfahrenen DHB-Auswahl, die sechs WM-Debütanten in ihren Reihen hatte. „Wir haben in Deutschland wieder Lust auf Handball gemacht, auch wenn wir unter dem Strich nicht viel erreicht haben. Dass wir uns hier so präsentieren, damit haben die wenigsten gerechnet. Wir sind stolz auf das, was wir gezeigt haben“, sagte Spielmacher Michael Haaß.

Darauf will Bundestrainer Martin Heuberger aufbauen und schmiedete bereits kurz nach dem WM-Aus Pläne für die Zukunft. So ließ er offen, ob er künftig wieder auf die verletzten beziehungsweise rekonvaleszenten Lars Kaufmann, Uwe Gensheimer und Holger Glandorf zurückgreift. „Die Charaktere müssen auch passen innerhalb des Teams. Wir waren hier mit einem absolut Super-Teamgeist sicherlich nicht die besten Einzelspieler. Aber Handball ist ein Mannschaftssport und da muss es im Team funktionieren“, sagte der Schutterwälder und fügte an: „Qualität ist wichtig, keine Frage. Aber die Mentalität muss auch stimmen.“