Gensheimer fordert zu Kampf gegen viele Termine auf

Leipzig (dpa) - Im Kampf gegen volle Terminkalender und die extremen Belastungen hat Nationalspieler Uwe Gensheimer Europas Spitzen-Handballer zur Mitarbeit in der Spielergewerkschaft aufgefordert. Selbst ein Streik ist für den verletzten Weltklasse-Linksaußen der Rhein-Neckar Löwen denkbar.

„In Deutschland gibt es einen Anfang, wir haben eine Spielergewerkschaft gegründet. Um den internationalen Terminkalender zu entzerren, müssen allerdings die Spieler aller großen Ligen an einem Strang ziehen“, sagte Gensheimer in einem Interview der Fachzeitschrift „Handballwoche“.

Gensheimer ist nicht der Erste, der den vollen Terminkalender im Spitzen-Handball kritisiert. Geändert hat sich aber bisher nichts. Im Notfall müsse man vielleicht gar zu härteren Bandagen greifen. „In Nordamerika gibt es im Profisport das Prinzip des Lockouts (Aussperrung oder Streik). Abgewandelt könnte das helfen, Forderungen der Spieler durchzusetzen“, erklärte der 26-Jährige.

Gensheimer hatte sich im Drittrunden-Hinspiel des EHF-Pokals gegen Diomidis Argous einen Achillessehnenriss im linken Fuß zugezogen und fällt sechs Monate aus.

Auch Liga-Präsident Reiner Witte sieht die Probleme vor allem auf internationaler Ebene. „Der Terminwahn ist die Wurzel des Übels und wird nun mal verursacht durch die internationalen Verbände“, sagte er am Donnerstag. Die Belastungen bei den Handballern seien im Vergleich zu anderen Profisportarten einzigartig: „Zwei Europameisterschaften, zwei Weltmeisterschaften und dann noch Olympische Sommerspiele! Das ganze Wahnsinnsprogramm innerhalb von vier Jahren. Um dem ganzen Terminwahn die Krone aufzusetzen, planen die Verbände jetzt noch europäische Olympische Spiele. Das wäre dann die sechste Großveranstaltung innerhalb eines olympischen Zyklus. Völlig inakzeptabel.“

Eine Reduzierung der Bundesliga von derzeit 18 Teams sei aber kein Thema. „Das würde insbesondere die Teams treffen, die nicht für Europapokalwettbewerbe qualifiziert sind. Diese Clubs finanzieren sich zu einem nicht unerheblichen Teil über die Zuschauereinnahmen. Zwei Heimspiele weniger bedeuten deutlich geringere Einnahmen“, sagte Witte und ergänzte: „Ich fürchte, wenn wir mit der Reduzierung, beispielsweise auf 16 Teams, Spieltermine freimachen, werden die internationalen Verbände diese sofort neu besetzen. EHF und IHF schaffen mehr statt weniger Termine. Das unterstreicht auch die aktuelle Entwicklung.“

Entscheidend für den Stillstand beim Thema Spielplanentzerrung seien die vielen unterschiedlichen Interessen in den einzelnen Ländern und Ligen. „Alle Seiten wissen, dass Handlungsbedarf besteht, keiner will den ersten Schritt machen. Diese Blockade wirkt sich negativ auf die Gesamtdarstellung unseres Sports aus. Ganz klar, der Hebel zur Veränderung liegt nicht in unserer Hand“, sagte Witte.