THW Kiel beendet Superjahr mit Klatsche
Kiel (dpa) - Das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte endete für den THW Kiel mit einer deftigen Klatsche. Bei der bekannt heimstarken SG Flensburg-Handewitt war der Handball-Rekordmeister am zweiten Weihnachtsfeiertag chancenlos.
„Meine Mannschaft hat zwar alles gegeben, aber trotzdem ist es bitter, dass solch ein Jahr auf diese Art und Weise zu Ende geht“, stellte THW-Coach Alfred Gislason nach der unerwartet glatten 29:35-Pleite beim Nordrivalen zerknirscht fest.
Dieser hatte in Torhüter Mattias Andersson und Linkshänder Holger Glandorf (9 Tore) die überragenden Akteure auf seiner Seite. „Heute war Flensburg klar besser und hat verdient gewonnen“, gestand Kiels Rückraumschütze Filip Jicha. Es passte alles bei der SG - trotzdem bleibt den Fördestädtern in der Bundesliga nur die Verfolgerrolle.
„In den letzten Jahren haben wir einen Schritt auf den THW zu gemacht, aber das Niveau wie Kiel haben wir noch nicht“, betonte SG-Trainer Ljubomir Vranjes. Sein Team ist als Dritter (30:8 Punkte) erster Verfolger des Führungsduos. An der Spitze überwintern die Rhein-Neckar Löwen (35:3) vor den erfolgsverwöhnten Kielern (33:5).
Auch wenn dem THW-Express zum Jahresende mit zwei Niederlagen im Dezember etwas die Puste ausging, blicken die „Zebras“ zurecht auf ein herausragendes Jahr. Im Sommer zelebrierte Kiel den perfekten Handball und holte überlegen wie verdient das Triple aus Champions League, Pokal und der mit 68:0 Punkten dominierten Meisterschaft.
Trotz des Abschieds von Kim Andersson, dem besten Spieler der vergangenen Saison, lieferten sie weiter außergewöhnliche Leistungen. So drehten sie einen 23:28-Rückstand beim HSV Hamburg in einen 33:30-Sieg, auch bei den Rhein-Neckar Löwen zeigten sie eine Gala-Vorstellung (28:17). Die Gastspiele bei den fünf anderen Vereinen aus den Top Sechs haben sie bereits abgehakt. Die Bilanz von 7:3 Punkten ist ein Fundament für eine weitere Meisterschaft.
Da fünf namhafte Neuverpflichtungen integriert werden mussten, wegen der Olympischen Spiele aber die Vorbereitungszeit fehlte, sind die Abläufe noch nicht so harmonisch wie in der Triple-Saison. So verlor der THW in der Champions League in Veszprem (30:31) und Celje (28:31), ist aber weiter gut im Rennen. In der Liga endete gegen die MT Melsungen (25:29) die längste Serie im professionell betriebenen Männerhandball - nach 585 Tagen mit 50 Siegen und ein Unentschieden.
Die Kieler trugen es mit Humor. Als sein Team anschließend gegen Wetzlar und Großwallstadt gewann, errechnete Gislason „zwei Siege in Folge“. Verärgert waren die Verantwortlichen im Rekord-Jahr über die Wahrnehmung ihrer Leistungen. Bei der Wahl zur Mannschaft des Jahres landete der THW auf Rang fünf - und fühlte sich ungerecht behandelt.
„Unsere Leistung ist nicht ausreichend gewürdigt“, monierte Manager Klaus Elwardt. „Ein Podiumsplatz hätte es schon sein dürfen.“ Ausnahmespieler Jicha hatte im Moment des größten Triumphs schon vor dem Fluch der guten Taten gewarnt: „So ein Jahr lässt sich nicht wiederholen“, erklärte der Tscheche nach dem Triple-Gewinn im Sommer.