Final-Erfolg gegen Berlin Göppingen gewinnt erneut den EHF-Cup

Göppingen (dpa) - Als die Profis von Frisch Auf Göppingen den riesigen EHF-Pokal endlich in Empfang nehmen durften, applaudierte im goldenen Konfetti-Regen auch Handball-Bundestrainer Christian Prokop.

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Mit gebanntem Blick beobachtete der extra angereiste Prokop, wie sich die Göppinger noch lange nach dem überraschenden Triumph von ihren lautstarken Fans feiern ließen. „Das ist der Wahnsinn einfach. Ich habe keine Ahnung, warum wir in der Bundesliga so schlecht drauf sind, wenn man das hier heute sieht“, sagte Göppingens Rückraumspieler Zarko Sesum nach dem erstaunlich deutlichen 30:22-Finalsieg gegen die Füchse Berlin. Denn in der Liga stecken die Schwaben in der schwersten Krise seit ihrem Wiederaufstieg 2001.

Davon war bei dem Finalturnier um den begehrten Pokal am Wochenende in ihrer heimischen Arena aber gar nichts zu sehen. Angetrieben von der hitzigen Atmosphäre ließen sie den favorisierten Füchsen im Finale keine Chance. Dem Bundesliga-Vierten blieb nur die von Prokop überreichte Silbermedaille. „Wir haben absolut verdient in der Höhe verloren“, sagte Berlins enttäuschter Geschäftsführer Bob Hanning. „So viele Fehler darfst du dir einfach nicht leisten.“

Der EHF-Cup bleibt nach Göppingens geglückter Titelverteidigung eine Domäne der Bundesliga-Clubs: Göppingens Erfolg war der zehnte eines deutschen Teams seit 2007, nur einmal hatte mit Pick Szeged 2014 ein ungarisches Team den Pokal geholt. Auch der dritte Rang bei dem Finalturnier ging mit dem SC Magdeburg an eine deutsche Mannschaft.

Neben dem rund einen Meter hohen Pokal dürfen sich die Göppinger über ein Preisgeld in Höhe von 100 000 Euro und die sichere EHF-Cup-Teilnahme in der kommenden Saison freuen. Für die Füchse bleiben neben dem zweiten Rang immerhin 50 000 Euro von der Europäischen Handball-Föderation (EHF). Freude herrschte bei der Mannschaft des ehemaligen Göppinger Coaches Velimir Petkovic nach dem Abpfiff aber ganz und gar nicht. Denn die Füchse waren als Favorit in die Partie gegangen.

Doch trotz zuletzt sechs Bundesliga-Niederlagen in Serie nutzte Göppingen seinen Heimvorteil gnadenlos aus. Von der ersten bis zur letzten Minute peitschen die Fans ihr Team in der kleinen und engen Arena lautstark an. „Die Stimmung war unglaublich, einfach der Hammer“, sagte Göppingens Nationalspieler Manuel Späth.

Nur in den Anfangsminuten schien die Mannschaft von Trainer Magnus Andersson etwas verunsichert, ab der 21. Minute lag sie dann jedoch permanent in Führung. Die Berliner leisteten sich im Spielaufbau dagegen immer mehr Fehler und wirkten angesichts der hitzigen Atmosphäre phasenweise irritiert. Das nutzte vor allem Göppings Ex-Nationalspieler Lars Kaufmann aus, der mit acht Treffern bester Werfer seines Teams war.

Schon am Samstag hatten die Göppinger im ersten Halbfinale überrascht, als sie die zuvor seit 22 Spielen unbesiegten Magdeburger mit 33:29 besiegten. „Die Atmosphäre hier war unglaublich. Großer Respekt vor Göppingen“, sagte Wiegert, der sich immerhin noch über den dritten Rang freute. Nach einem Siebenmeter-Krimi hatte sich sein Team im kleinen Finale mit 32:31 (13:12) gegen St. Raphael durchgesetzt. „Heute bin ich stolz auf mein Team. Nach der Halbfinal-Pleite gegen Göppingen war ich es nicht“, sagte Wiegert.

Auch Petkovic schaute ziemlich niedergeschlagen aus. Noch am Vortag hatte sein Team beim klaren 35:24 im Halbfinale gegen die Franzosen auf ganzer Linie überzeugt. Dann folgte der Einbruch in der „Höhle der Löwen“, wie Hanning die Stimmung in der Göppinger Halle beschrieben hatte.