Hamburger Handballer legen historischen Fehlstart hin
Hamburg (dpa) - Die Schuld beim eigenen Versagen bei anderen zu suchen, ist ein altes wie beliebtes Mittel.
„Das Spiel ist schlecht und einseitig gepfiffen worden“, echauffierte sich Matthias Rudolph, Aufsichtsratsmitglied beim Handball-Bundesligisten HSV Hamburg, nach der bitteren 28:31 (15:14)-Heimpleite gegen die HSG Wetzlar. Nach dem schlechtesten Saisonstart der Vereinshistorie mit der vierten Schlappe in Serie hatten auch die HSV-Anhänger unter den 5768 Zuschauern die Schuldigen schnell ausgemacht. Die Referees Robert Schulze/Tobias Tönnies wurden auf das Übelste beschimpft.
Dass die Schiedsrichter einen Anteil an der Niederlage hatten, sah wohl auch HSV-Trainer Christian Gaudin so, auch wenn sich der Franzose während der Pressekonferenz verklausuliert äußerte: „Ich muss noch Deutsch, aber auch einige andere Sachen lernen. Denn dieses Spiel habe ich nicht verstanden.“ Der deutsche Meister von 2011 und Champions-League-Gewinner von 2013, der sich seine Lizenz erst in dritter Instanz ergattert hatte, steht immer noch sieglos auf einem Abstiegsplatz.
Am Ende waren aber auch selbstkritische Töne zu hören. „Wir sind nicht so gut, wie wir sein sollten“, sagte Rudolph. In der 42. Minute führte der HSV noch mit 23:20. Doch in der entscheidenden Phase vergaben die Norddeutschen 100-prozentige Chancen und Kentin Mahé erhielt zu allem Überfluss auch noch eine Zeitstrafe wegen Meckerns. „Es ist einfach nicht zu verstehen, dass wir nicht in der Lage sind zu gewinnen“, klagte Torhüter Johannes Bitter.
Nachverpflichtungen, die vor allem im Rückraum der Hanseaten durchaus erforderlich wären, schloss Geschäftsführer Christian Fitzek aber definitiv aus: „Wir brauchen jetzt Zeit und Ruhe. Ich bin sicher, dass die Mannschaft dann den Bock auch umstoßen wird.“
Das Verlierergefühl mussten auch die Rhein-Neckar Löwen erleben. Beim Bergischen HC zog der Tabellenführer überraschend mit 23:24 (11:9) den Kürzeren. Nach der ersten Saisonniederlage befand Coach Nikolaj Jacobsen sichtlich enttäuscht: „Bei uns haben zu viele Leistungsträger nicht ihre Leistung gebracht. Wir haben leider unseren Rhythmus nicht gefunden, was auch an den ständigen Spielunterbrechungen aufgrund der Probleme mit der Hallenuhr lag. Trotzdem gratuliere ich dem BHC, der den Sieg heute einfach mehr gewollt hat.“ Die äußerst zerfahrene erste Hälfte dauerte aufgrund zahlreicher Unterbrechungen fast 45 Minuten.
Tabellenzweiter bleibt Frisch Auf Göppingen nach einem hart erkämpften 25:21 (12:11) gegen den HC Erlangen. „Ich bin enttäuscht von unserer Angriffsleistung. Aber nach der schwierigen Begegnung bin ich einfach nur glücklich über die zwei Punkte“, sagte FAG-Coach Magnus Andersson.
Unterdessen holt der THW Kiel auf. Der Titelverteidiger deklassierte MT Melsungen mit 32:23 (17:10) und verbesserte sich auf Rang drei. Favoritenschreck HBW Balingen-Weilstetten, der sowohl Kiel als auch Hamburg bezwungen hatte, verlor nach einem dramatischen Einbruch in der zweiten Halbzeit beim DHB-Pokalsieger Füchse Berlin mit 23:30 (13:12) und musste seinen vorübergehenden dritten Platz räumen.
Vierter ist der SC Magdeburg nach einem 28:24 (12:13)-Erfolg beim TSV Hannover-Burgdorf. Der VfL Gummersbach feierte gegen Aufsteiger SG BBM Bietigheim einen 35:29 (16:13)-Heimsieg. Im Ostwestfalen-Duell kam der TuS N-Nettelstedt zu einem unerwartet klaren 35:27 (13:15) beim TBV Lemgo, der zum Bundesliga-Start Kiel bezwungen hatte.