„Hammer-Laura“ hofft auf die EM-Belohnung in Belgrad
Novi Sad (dpa) - Um Mitternacht kurz auf den 29. Geburtstag von Teamkollegin Christine Beier angestoßen, schlafen gegangen und den Fokus auf Rumänien gerichtet. So haben die deutschen Handballerinnen den 27:20-Sensationssieg gegen den Olympia-Zweiten Montenegro in Novi Sad gefeiert.
„Wir haben noch einiges vor, da gibt es keine große Party“, meinte Rückraumspielerin Laura Steinbach. Die mit 25 Treffern erfolgreichste deutsche Torschützin bei der Handball-Europameisterschaft in Serbien hat sich zur absoluten Führungsspielerin entwickelt.
Vor einem Jahr war die Tochter des früheren NOK-Präsidenten Klaus Steinbach noch kurz vor dem Abflug zur Weltmeisterschaft in Brasilien aus dem Kader gestrichen worden, in Serbien ist sie nicht mehr wegzudenken. Gegen Montenegro traf die 27-jährige Leverkusenerin siebenmal und legte damit neben den Paraden von Torfrau Clara Woltering den Grundstein zum Erfolg, der nun die Chance eröffnet, am Samstag in Belgrad um den fünften Platz zu spielen.
„Das wäre die absolute Belohnung für die Leistungen, die wir mit unserer jungen Mannschaft hier abliefern, das hätten wir uns verdient“, sagt die Rückraumspielerin mit den „Hammer-Würfen“, die zwei Tage vor dem Abflug zur EM mit der Abgabe ihrer Examensarbeit ihr Studium der Lebensmittel-Technologie abschloss.
„Wir müssen auf jeden Fall nach Belgrad, aber ich will noch nicht zum Flughafen, sondern in die Arena“, bringt Steinbach die Hoffnungen ihrer Mannschaft auf den Punkt. Um noch am EM-Finalwochenende teilzunehmen, muss am Donnerstag auf jeden Fall ein Sieg gegen Rumänien her - und dann liegt das Schicksal der Auswahl des Deutschen Handballbunds nicht mehr in den eigenen Händen. Denn um Gruppendritter zu werden und sich für Belgrad zu qualifizieren, darf Spanien zuvor nicht gegen Montenegro gewinnen und Russland danach nicht deutlich gegen Ungarn siegen.
Vor dem letzten Spieltag stehen Ungarn und Montenegro in Hauptrundengruppe II in Novi Sad bereits als Halbfinalisten fest, dahinter liegen Deutschland, Russland, Rumänien und Spanien mit 3:5 Punkten allesamt gleichauf. „Das zeigt, wie eng alle Mannschaften bei dieser EM zusammenliegen“, sagt Steinbach, die alle Rechenspiele erst einmal außen vor lässt: „Wir sind nur auf uns fokussiert, wenn wir gewinnen, haben wir alles getan, was in unseren Händen liegt - und dann sehen wir weiter.“
Im schlimmsten Fall - wenn man gegen Rumänien verliert sowie Spanien und Russland gewinnen - beendet die deutsche Mannschaft die EM als Letzter der Gruppe II auf Gesamtrang elf. „Das wäre angesichts der klaren Steigerung unserer Mannschaft sehr schade“, meint Steinbach, deren Würfe Geschwindigkeiten von 95 Kilometern pro Stunde oder mehr hatten.