Europa League Ruthenbecks „geile Geschichte“ in Belgrad
Belgrad (dpa) - Stefan Ruthenbeck bleibt bei seiner Premiere gar nichts anderes übrig, als die fußballerische Flucht nach vorn zu wagen.
„Wir werden mutig sein. Wenn wir hier brav sind, haben wir ein Problem“, sagte Peter Stögers Interims-Nachfolger als Profi-Chefcoach des 1. FC Köln. Klar ist: Der Bundesliga-Tabellenletzte muss bei Roter Stern Belgrad gewinnen, wenn er in der Europa League die K.o.-Runde erreichen will. „Es ist ein absolutes Endspiel. So werden wir es angehen“, kündigte FC-Kapitän Matthias Lehmann an.
Im ersten Spiel nach der Ära Stöger geht es am Donnerstag (21.05 Uhr) um alles oder nichts. Schon aus diesem Grund versuchte sich der bisherige U19-Trainer Ruthenbeck in der extrem kurzen Vorbereitungszeit intensiv als Mutmacher. Er gewann eine Überzeugung von der Mannschaft: „Sie will Gas geben und den Bock umstoßen.“ Lehmann beteuerte, das Seelenleben des Teams sei absolut in Ordnung.
Dass der FC am Tag vor dem „Finale“ Armin Veh als neuen Sportchef mit Vertrag bis 2020 präsentierte, befindet Lehmann bei all den Irrungen und Wirrungen dieser Saison als positives Signal: „Jetzt ist ein neuer Zeitabschnitt. Wenn jetzt alles besser wird, wäre das ein guter Anfang.“ Veh übernimmt am Montag den Job von Jörg Schmadtke, der am 23. Oktober ausgeschieden war. Wichtigstes Vorhaben Vehs: Er muss den Stöger-Nachfolger finden, denn Ruthenbecks Mission endet laut Vereinbarung nach Weihnachten.
„Wir haben mit Armin Veh einen Mann für die Position gewonnen, der unsere Kriterien perfekt erfüllt. Er hat große Erfolge vorzuweisen und bringt viel Erfahrung mit, auch in Krisen. Er ist kommunikativ und führungsstark und passt in unser Team am Geißbockheim“, sagte FC-Präsident Werner Spinner.
Auch Finanz-Geschäftsführer Alexander Wehrle war froh, dass die wichtige Personalie geklärt ist. „Ich habe immer gesagt, dass ein Sportler in die Geschäftsführung gehört und bin sehr froh, dass diese Lücke jetzt mit Armin Veh hervorragend besetzt ist. Seine Erfahrung bringt uns die nötige Ruhe, um im gesamten Club gemeinsam die schwierige sportliche Lage zu verbessern.“
Für Veh, der langjährige Erfahrung als Trainer mitbringt und 2007 mit dem VfB Stuttgart deutscher Meister wurde, ist es nicht die erste Aufgabe als Manager. In der Saison 2009/2010 war er für den VfL Wolfsburg in Doppelfunktion als Trainer und Geschäftsführer tätig. „Die Verantwortlichen des FC haben mich davon sofort begeistert. Ich sehe es als riesige Herausforderung und zugleich eine tolle Möglichkeit, in diesem faszinierenden Traditionsclub etwas zu bewegen“, sagte Veh, der seine Trainer-Karriere beendet.
Ruthenbeck ist unterdessen bei seinem Pflichtspieldebüt mit den stark ersatzgeschwächten FC-Profis zum Siegen verdammt. „Das ist doch 'ne geile Geschichte“, sagte der 45-Jährige zum Auftakt seiner Reihe von gefühlten Endspielen. Die Begegnung in Belgrad schätzt er als Fifty-Fifty-Angelegenheit ein, bei der Lehmann absoluten kämpferischen Einsatz versprach: „Helm anziehen, Visier runterklappen.“