1. FC Köln Köln und Stöger trennen sich - Stefan Ruthenbeck übernimmt

Der 1. FC Köln und Trainer Peter Stöger haben sich getrennt. Bis zur Winterpause wird U19-Trainer Stefan Ruthenbeck gemeinsam mit Ex-FC-Profi Kevin McKenna die Arbeit mit der Mannschaft zu übernehmen.

Trainer Peter Stöger stand am Samstag gegen Schalke zum letzten Mal für die Kölner am Spielfeldrand

Foto: Ina Fassbender

Köln. Kurz vor Mitternacht am Samstagabend war Peter Stöger noch schnell in seinem Büro am Geißbockheim. Der Trainer des 1.FC Köln wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, dass seine Zeit bei den Rheinländern beendet ist. Da half auch das kaum erwartete und hart erkämpfte 2:2 der Rheinländer beim FC Schalke 04 ein paar Stunden zuvor nicht mehr. Sehrou Guirassy glich jeweils Rückstände aus, für die die Schalker Guido Burgstaller und Amine Harit gesorgt hatten. Stöger wollte offenbar nur noch schnell seine Habseligkeiten zusammenräumen.

Ein paar Stunden später, am Sonntagmittag, verkündete der Klub dann offiziell die Trennung von Stöger. Alle, die den Traditionsverein in den vergangenen Tagen genauer beobachtet hatten, ahnten dies bereits — ungewöhnlicherweise war diese Entscheidung aber schon zwei Tage zuvor zwischen dem Klub und dem Trainer vereinbart worden. „Am Freitag war klar, dass das Spiel auf Schalke unser letztes wird. Um sich voll auf diese wichtige Partie fokussieren zu können, haben wir entschieden, dies erst am Sonntag zu kommunizieren“, wurde Stöger in einer Pressemitteilung zitiert.

Am Sonntagvormittag gab es dann zwar noch noch ein zweieinhalbstündiges Gespräch mit der Geschäftsführung und dem Österreicher, das aber nur noch dafür da war, um letzte Dissonanzen zwischen allen Beteiligten zu klären. Nach rund viereinhalb vor allem erfolgreichen Jahren ist die Ära Stöger beendet worden, die vor allem eines war: ungewöhnlich.

Der Fußballlehrer hatte die Kölner zum Aufstieg in die 1. Bundesliga und in der aktuellen Saison in die Europa League geführt. Neben den sportlichen Erfolgen war es Stöger gemeinsam mit dem vor sechs Wochen zurückgetretenen Sportdirektor Jörg Schmadtke aber auch gelungen, einen grundnervösen und stets unruhigen Klub in einen bis dato nicht gekannten Harmonie-Zustand zu versetzen.

Dass diese Einmütigkeit nicht länger anhalten konnte, war der miserablen sportlichen Entwicklung durch einen fehlerhaft zusammengestellten Kader in dieser Saison geschuldet, die den Klub nach 14 Partien mit lediglich drei Punkten ausweist. Erst hatte Schmadtke die Konsequenzen aus seinen vielen Fehleinschätzungen gezogen, nun musste Stöger als weiterer Verantwortlicher seinen Hut nehmen. „Wir halten es in der aktuellen Situation für unabdingbar, einen neuen Impuls zu setzen“, sagte FC-Präsident Werner Spinner. Bis zur Winterpause wird U19-Trainer Stefan Ruthenbeck gemeinsam mit Ex-FC-Profi Kevin McKenna die Arbeit mit der Mannschaft zu übernehmen.

Die FC-Verantwortlichen beendeten damit eine nervenzehrende Hängepartie, die allen Beteiligten sichtbar zugesetzt hatte — und die kaum noch Aussicht auf Erfolg hatte. „Es ist doch klar, dass es nicht einfach ist, sich von so jemanden zu trennen, der über so viel Empathie verfügt und mit dem man so eng zusammengearbeitet hat“, sagte Geschäftsführer Alexander Wehrle. „Aber so eine Saison kann sehr lang werden.“

Wehrle ist sich darüber bewusst, dass bei jeder weiteren FC-Niederlage das Trainerthema wieder aufgekommen wäre, egal, ob der Klub Stöger das Vertrauen auch bis zu einem möglichen Abstieg ausgesprochen hätte. Zudem hätte solch ein Bekenntnis auch eine fatale Außenwirkung nach sich gezogen. Nicht umsonst betonte Wehrle: „Ich weigere mich, schon jetzt von der 2. Bundesliga zu sprechen. Wir haben noch 20 Bundesligaspiele.“

Für einen möglichen Nachfolger dürfte es nicht leicht werden, in die Fußstapfen des in der Domstadt überaus beliebten Stöger zu treten. Seine Selbstironie, sein Wiener Schmäh passten bestens in diese karnevaleske Stadt. Beide Seiten hatten sich sehr schnell, und sehr tief gegenseitig ins Herz geschlossen. Die zuletzt aufgekommene, nicht unberechtigte Kritik, dass eine Trennung hätte eher stattfinden müssen, um der Mannschaft früher die Chance auf einen Neustart zu geben, ist auch aufgrund dieses engen emotionalen Verhältnisses unerhört geblieben.

Noch ist allerdings nicht geklärt, wie es in der Rückrunde weitergehen wird. Auf der Trainerposition scheint der gebürtige Kölner und Ex-Profi Markus Anfang ein Kandidat zu sein. Der 43-Jährige hat Holstein Kiel von der 3. Liga an die Spitze der 2. Bundesliga geführt. Als Sportdirektor wird Dietmar Beiersdorfer gehandelt, der bereits in Köln mit FC-Verantwortlichen gesehen wurde. Die Stöger/Schmadtke-Nachfolger sollen laut Wehrle in Kürze bekanntgegeben werden.