Handball-Liga mit Rekordetat - Kiel Krösus
Leipzig (dpa) - Neue Saison, neuer Rekord: Die Handball-Bundesliga setzt erneut mehr Geld um. Die 18 Clubs planen laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa für die am 3. September beginnende Spielzeit mit einem Gesamtetat von 73,65 Millionen Euro.
Dies ist eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um rund zwei Millionen Euro. Laut Ligaverband HBL liegen die Haushaltsplanungen sogar weit höher. „Wir setzen jetzt in der ersten Liga nach den Planungen, die eingereicht wurden, knapp 88 Millionen Euro um“, sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann der dpa und meinte zur großen Differenz: „Die Diskrepanz haben wir jedes Jahr. Ich bleibe bei meinen Zahlen.“
Krösus der Liga ist einmal mehr der THW Kiel mit wie im Vorjahr 9,5 Millionen Euro vor dem HSV Hamburg mit 9,0 Millionen Euro, der 500 000 Euro mehr als in der vorigen Saison einplant. Schlusslicht ist Aufsteiger TV Hüttenberg, der mit lediglich knapp einer Million Euro in seine erste Bundesliga-Saison seit 26 Jahren geht.
Mächtig abgespeckt hat der TBV Lemgo, der statt der geschätzten 5,2 Millionen Euro aus dem Vorjahr nur noch 4,5 Millionen Euro aufwenden will. Auch der VfL Gummersbach, der nur mit Ach und Krach die Lizenz bekommen hat, will mit weniger Geld auskommen. Glatt vier Millionen Euro und damit 200 000 Euro weniger als zuletzt hat der Europacupsieger als Haushalt angegeben.
Trotz jüngster Turbulenzen im Lizenzierungsverfahren wirtschaften die Clubs nach Liga-Angaben solide. „Husarenritte gibt es nicht mehr so, wie wir es noch vor fünf, sechs Jahren gehabt haben“, sagte Bohmann. Nach seinen Beobachtungen geben die Clubs unter anderem weniger Geld für Spieler aus, weil wegen der finanziellen Probleme auf dem Handball-Weltmarkt nur noch die Top-Spieler auch wirklich Top-Verdiener sind. „Das Niveau hat sich da angepasst. Gerade im mittleren Bereich. Die Spitzenleute verdienen nicht wenig“, berichtete Bohmann.
Zudem schwebt über den Vereinen das Damoklesschwert empfindlicher Strafen, wenn sie gegen das selbst auferlegte Neuverschuldungsverbot verstoßen. „Derjenige, der ein negatives Einkommen hat, darf das zum 31. 12. 2011 nicht verschlechtert haben“, erläuterte der HBL-Geschäftsführer. Die Lizenzierungskommission entscheidet über die Höhe möglicher Sanktionen. „Es geht von Geldstrafen, die natürlich in diesem Fall kontraproduktiv wären, bis zum Punktabzug“, sagte Bohmann.
Trotz der höchsten Etats haben sich der THW Kiel und der HSV Hamburg bei den Transfers enorm zurückgehalten. Während der deutsche Rekordmeister erstmals seit 23 Jahren keinen neuen Spieler verpflichtet hat, will Hamburg seinen Titel mit zwei neuen Akteuren verteidigen. Von der SG Flensburg-Handewitt wechselten mit Trainer Per Carlen Torhüter Dan Beutler und Sohn Oscar an die Elbe. Letzterer soll den zu den Rhein-Neckar Löwen abgewanderten Krzysztof Lijewski im rechten Rückraum ersetzen.
Prominent sind auch die Neuen in Flensburg: Trainer Ljubomir Vranjes wertete seinen Kader mit den Nationalspielern Lars Kaufmann (Göppingen) und Holger Glandorf (Lemgo) auf. Einen argen qualitativen Aderlass müssen die Rhein-Neckar Löwen verkraften: Mit den Polen Slawomir Szmal und Grzegorz Tkaczyk (beide Kielce) sowie den Isländern Olafur Stefansson und Gudjon Valur Sigurdsson (beide Kopenhagen) gingen Weltklassespieler. Den Transfer-Coup aus dem Ausland landeten die Füchse Berlin mit Iker Romero (Spanien) vom Champions-League-Sieger FC Barcelona.
Die Etats der Handball-Bundesligisten:
Angaben in Millionen Euro * geschätzt ** Umsatz