Handball-Star in der Provinz: Balic elektrisiert Wetzlar
Wetzlar (dpa) - Mit lässigem Schritt und einem verschmitzten Lächeln im Gesicht betrat Weltstar Ivano Balic in der Handball-Provinz Wetzlar die Bühne Bundesliga. Starke Sprüche klopfte der Ausnahmekönner bei seinem ersten Auftritt jedoch nicht.
Vielmehr sprach der „Mozart des Handballs“, wie der Kroate in seiner Heimat ehrfurchtsvoll genannt wird, leise und kaum hörbar. „Ich hatte ein paar Optionen, die hier hat mir am besten gefallen. Außerdem will jeder mal in der besten Liga der Welt spielen. Hier hat es für mich gepasst. Wir haben uns schnell geeinigt“, begründete der 34-Jährige seinen Wechsel zur HSG Wetzlar.
Der „Sensationstransfer“ der Mittelhessen, bei denen Balic einen Einjahresvertrag unterschrieb, lässt den bisher als graue Maus bekannten Verein in nie dagewesenem Glanz erscheinen und sorgte weit über die Region hinaus für Aufsehen. „Glückwunsch an Wetzlar. Das ist gut für die gesamte Liga. Was Balic kann, ist außergewöhnlich. Traumhafte Anspiele, tolle Bewegungen. Es macht Spaß, ihm zuzuschauen. Er wird neue Fans gewinnen“, sagte Martin Schwalb, Trainer des Champions-League-Siegers HSV Hamburg.
„Er war unser absoluter Wunschspieler. Das ist in der Vereinsgeschichte eine außergewöhnliche Verpflichtung. Einfach sensationell“, erklärte HSG-Trainer Kai Wandschneider und strahlte dabei über beide Ohren.
Auf dem Handball-Parkett hat es Balic in seiner Laufbahn bisher ordentlich krachenlassen. Olympiasieger, Weltmeister, Welthandballer - der Kroate hat fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Überzeugt hätten ihn die Argumente des Trainers sowie das junge und erfolgshungrige Team der HSG. „Der Trainer will den Club weiter nach vorn bringen und am Ende auch mal irgendwas gewinnen. Ich glaube, mit meiner Erfahrung kann ich die Mannschaft fünf bis zehn Prozent besser machen“, sagte Balic.
Nachdem sein bisheriger Verein Atletico Madrid vor wenigen Wochen Insolvenz angemeldet hatte, hielt sich der Kroate im heimischen Split fit. Erste Kontakte zum begnadeten Spielgestalter knüpfte Wetzlar über Torhüter Magnus Dahl, der in der Vorsaison gemeinsam mit Balic beim spanischen Top-Club gespielt hatte. Dahl konnte seinen Kumpel für Wetzlar begeistern. „Er hat mir gesagt, die Mannschaft ist gut, ich soll kommen“, erklärte Balic. Dahl selbst freute sich über den gelungenen Deal. „Er ist ein super freundlicher Mensch und sportlich natürlich Weltklasse. Er ist für unsere Mannschaft eine Bereicherung“, sagte der Norweger.
Die Integration des Welthandballers von 2003 und 2006 begann bereits am Dienstag bei einer ersten Trainingseinheit. Probleme mit dem auch als Diva gelten Balic sieht Wandschneider nicht. „Das sind alles Klischees von außen. Er ist ein ganz normaler Mensch wie wir alle. Er hat aber die Gabe, ein fantastischer Handballer zu sein. So einem spielintelligenten Mann muss ich nicht mehr viel beibringen. Er wird uns viel beibringen“, sagte der 53-jährige Coach.
Der spektakuläre Coup konnte dank neuer Sponsoren und Rücklagen aus der Vorsaison gelandet werden. „Das hat uns in eine ordentliche Lage versetzt, diesen Transfer wirtschaftlich darzustellen. Wir hatten eine klare Budgetsumme zur Verfügung“, sagte Aufsichtsrat Martin Bender. „Er ist auch nicht so teuer, wie man denkt. Er war sehr gut finanzierbar“, bestätigte Verhandlungsführer Manfred Thielmann. Zur Sicherheit haben die Hessen keine Ausstiegsklausel in den Vertrag eingebaut. „Wenn ihn jemand während der Saison kaufen will, muss er eine Menge Geld mitbringen“, sagte Thielmann.