Handballer rätseln vor WM-Beginn über Standort

Barcelona (dpa) - Das Abenteuer WM beginnt für die deutschen Handballer mit Rätselraten. Nach dem 35:25 (19:12) am Mittwoch gegen Rumänien zum Abschluss einer Serie von drei unbesiegten Spielen wissen weder Bundestrainer Martin Heuberger noch seine Spieler, wo sie stehen.

„Uns fehlt mal eine richtige Standortbestimmung. Wie es genau aussieht, wo wir gerade stehen in der Welt, das weiß niemand“, sagte Spielmacher Michael Haaß. Und auch für den Bundestrainer ist seine Mannschaft unmittelbar vor dem WM-Auftakt am Samstag gegen Brasilien wie eine Wundertüte. „Dass wir im Angriff so viele gute Aktionen haben, darauf war ich nicht ganz so vorbereitet“, gab Martin Heuberger zu.

Rumänien, seit langem nicht mehr in der Top-Liga des internationalen Handballs zu finden, war ein dankbarer Partner für die WM-Generalprobe, aber keinesfalls ein echter Prüfstein. „Der Gegner hat es zugelassen, dass wir mit zehn Toren gewonnen haben. Aber wir dürfen uns mit dem Spiel nicht ganz zufriedengeben“, stellte Abwehrchef Oliver Roggisch fest.

Der Kapitän kritisierte sich und die gesamte Defensivleistung. „Ich hätte mir gern in der Abwehr ein bisschen mehr Biss gewünscht, bei mir angefangen“, sagte Roggisch und ließ sich auch nicht von seinen ungewohnten zwei Toren in einem Spiel versöhnen: „Wenn ich in der Abwehr besser stehe, kriegen wir hinten vier Tore weniger und damit ist uns mehr geholfen als mit meinen zweien vorne.“

Dem Bundestrainer waren die Treffer 37 und 38 im 183. Länderspiel einen Scherz wert. „Mit Olli Roggisch als Goalgetter - was wollen wir mehr?“ Doch auch Heuberger weiß, dass es bereits gegen Brasilien auf eine höhere Qualität ankommt, als in den Spielen gegen Schweden (26:20, 28:28) und Rumänien gezeigt. Für übertriebenen Optimismus sieht er daher keinen Grund. „Ich möchte nur acht Wochen zurückerinnern. Da hatten wir eine ganz schmale Brust. Und deshalb werden wir sicherlich nicht Flügel bekommen, weil wir eine ordentliche Vorbereitung gehabt haben“, sagte er im Rückblick auf die EM-Qualifikation gegen Montenegro (27:31) und Israel (30:27).

Rumänien war keine ernsthafte Herausforderung. Die erwarten im deutschen Handball-Lager alle zuerst gegen Brasilien und dann gegen die weiteren Vorrundengegner der Gruppe A, Tunesien, Argentinien, Montenegro und Olympiasieger Frankreich.

Die Spieler fiebern dem Turnierbeginn entgegen. „Ich bin sehr froh, dass es jetzt vorbei ist und dass es um Punkte geht. Man kann immer sagen, man will 100 Prozent geben, aber wenn es um Punkte geht, sind ein paar Prozent immer noch drin. Am Samstag geht die WM los, dann ist alles, was davor gewesen ist, egal“, sagte Roggisch.

Vor der Abreise am Donnerstag via Barcelona zum Spielort Granollers stand vormittags noch ein letzes Training in der Heimat auf dem Programm. „Da werden wir sicherlich im taktischen Bereich schon mal etwas vorbereiten“, sagte Heuberger und kündigte für den Abend nach der Ankunft intensive Videovorbereitung an: „Da werden wir uns erstmals ausgiebig mit Brasilien per Video beschäftigen.“

Das deutsche Aufgebot für die WM:

Tor: Silvio Heinevetter (Füchse Berlin/84 Länderspiel/0 Tore), Carsten Lichtlein (TBV Lemgo/158/1)

Feld: Michael Haaß (Frisch Auf Göppingen/98/151), Martin Strobel (TBV Lemgo/69/85), Sven-Sören Christophersen (Füchse Berlin/83/140), Stefan Kneer (SC Magdeburg/28/45), Steffen Fäth (HSG Wetzlar/5/5), Steffen Weinhold (SG Flensburg-Handewitt/34/62), Adrian Pfahl (VfL Gummersbach/45/130), Dominik Klein (THW Kiel/156/298), Kevin Schmidt (HSG Wetzlar/3/10), Patrick Groetzki (Rhein-Neckar Löwen/41/83), Tobias Reichmann (HSG Wetzlar/9/28), Oliver Roggisch (Rhein-Neckar Löwen/183/38), Patrick Wiencek (THW Kiel/30/47), Christoph Theuerkauf (HBW Balingen-Weilstetten/44/89)