EM-Qualifikation Handballer wollen in Portugal Gruppensieg klarmachen

Frankfurt/Main (dpa) - Urlaubsstimmung wollte Christian Prokop bei seiner Mannschaft vor dem Trip an die portugiesische Atlantikküste gar nicht erst aufkommen lassen.

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Vier Tage nach dem Saisonende in der Bundesliga fordert der Handball-Bundestrainer im EM-Qualifikationsspiel gegen den Gruppenzweiten Portugal an diesem Mittwoch (20.30 Uhr) in Gondomar noch einmal eine große Willensleistung und volle Konzentration, die auch durch die schwere Verletzung von Simon Ernst nicht gestört werden soll.

„Die meisten Spieler sind schon im Urlaub. Insofern muss es uns gelingen, den Schalter umzulegen, um erfolgreich zu sein“, sagte Prokop vor dem Abflug am Dienstagmorgen und appellierte: „Ich will das nicht als Muss-Veranstaltung betiteln. Es ist nach wie vor eine Ehre und etwas ganz Besonderes, für sein Land zu spielen.“

In diesen Genuss kommt Ernst nicht. Der 23 Jahre alte Rückraumspieler vom VfL Gummersbach zog sich im Training einen Kreuzbandriss im rechten Knie zu und fällt länger aus. „Für Simon tut uns das sehr leid. Das ist für ihn unheimlich bitter“, sagte Prokop. Gegen Portugal rückt der Leipziger Niclas Pieczkowski ins Aufgebot, am Sonntag gegen die Schweiz der Mindener Marian Michalczik.

Das Ticket für die Europameisterschaft 2018 in Kroatien hat der Titelverteidiger, der die Gruppe 5 mit acht Punkten vor Portugal (5) und Slowenien (3) anführt, bereits sicher. Schon mit einem Remis beim Verfolger würde die DHB-Auswahl den Gruppensieg vorzeitig klarmachen, der bei der Endrunden-Auslosung am 23. Juni auf leichtere Gegner hoffen ließe. „Es liegt natürlich eine Gefahr darin, dass wir uns vorzeitig qualifiziert haben“, stellte Prokop fest. „Aber ich glaube, dass alle den Erfolg wollen und dafür auch alles investieren werden.“

Die Portugiesen gelten als körperlich robust, weshalb Prokop sie mit Katar vergleicht. Gegen die Asiaten scheiterte Deutschland bei der WM im Achtelfinale - das sollte Warnung genug sein. „Sie können mit einem Sieg das EM-Ticket lösen, von daher werden sie hochmotiviert sein. Es wird darauf ankommen, dass wir sehr aggressiv decken und uns sehr beweglich präsentieren“, erklärte Prokop. „Ein bisschen Taktieren wird nicht reichen.“

Neben Ernst muss er auf die Stammkräfte Finn Lemke, Steffen Weinhold, Paul Drux und Steffen Fäth verzichten. Dennoch erwartet Prokop von seinen Schützlingen einen engagierten und konzentrierten Auftritt. „Wir wollen an die kleine Euphorie aus den Slowenien-Spielen anknüpfen und diese noch ein Stück ausbauen“, verkündete er zuversichtlich. Gegen den WM-Dritten hatte die DHB-Auswahl im Mai bei Prokops Pflichtspieldebüt zweimal groß aufgetrumpft.

Mit der Partie in Portugal beginnt für den 38-Jährigen nun endgültig eine neue Zeitrechnung, nachdem er am vergangenen Samstag beim Bundesligisten SC DHfK Leipzig feierlich verabschiedet wurde. „Ich bin froh, dass Christian die Zeit der Doppelbelastung gut überstanden hat und immer noch mit voller Power und Freude an die Sache herangeht. Jetzt können wir seine Kompetenz auch über die Nationalmannschaft hinaus nutzen“, sagte Co-Trainer Axel Kromer, der ab dem 1. Dezember Sportdirektor im Deutschen Handballbund wird.

Prokop will sich mit Verve in die Arbeit stürzen. „Ich habe schon gemerkt, wenn man beiden Aufgaben maximal gerecht werden will, ist das nur über einen kurzen Zeitraum möglich. Um eine Sache richtig zu machen, muss es auch bei der einen bleiben“, sagte er. Der Nachfolger von Dagur Sigurdsson weiß nur zu gut, dass die Erwartungshaltung groß ist. Immerhin hat der DHB Olympia-Gold 2020 als Ziel ausgegeben. Der Portugal-Trip ist da nur ein kleiner Zwischenschritt auf dem Weg nach Tokio.