Handballprozess: Neue Details von Zeuge Wegner
Kiel (dpa) - Im Kieler Handballprozess hat der frühere Gesellschafter des THW Kiel, Georg Wegner, von neuen Details berichtet.
Der Zeuge berichtete vor dem Landgericht, dass er von einer angeblichen Selbstanzeige des kroatischen Spielervermittlers Nenad Volarevic bereits Mitte Januar 2009 erfahren hat. Die Information habe ihm der frühere Rechtsanwalt von Ex-THW-Trainer Zvonimir Serdarusic gegeben. Der Wahrheitsgehalt der Selbstanzeige ist jedoch fraglich.
Als wenige Tage später der Geschäftsführer des Bundesliga-Rivalen Rhein Neckar-Löwen, Thorsten Storm, im Rahmen von Transferverhandlungen von Bestechungsgerüchten sprach, habe Wegner Böses geschwant. „Ich hatte das Gefühl, dass da Druck ausgeübt werden sollte, von wem auch immer“, sagte Wegner, der bis zum Sommer 2009 als THW-Gesellschafter fungierte.
Volarevic, so vermutet die Staatsanwaltschaft, habe Bestechungsgelder vom Rekordmeister an die Schiedsrichter überbracht, die das Champions-League-Finale 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt geleitet hatten. Serdarusic und dem ehemaligen THW-Manager Uwe Schwenker wird vorgeworfen, den Finalsieg durch Bestechung gekauft zu haben. Beide bestreiten das.
Mit seiner Aussage nährt Wegner die These von Schwenkers Verteidigern, die Rhein Neckar-Löwen hätten die Gerüchte um die Manipulationsvorwürfe gegen den THW zu einem Erpressungsversuch genutzt: Damit, so Schwenkers Anwälte, hätten die Löwen die Kieler Profis Nikola Karabatic und Vid Kavticnik zu den Löwen lotsen wollen. Dort hatte Serdarusic Ende Dezember 2008 einen Trainervertrag unterschrieben, der später aufgelöst wurde. Storm bestreitet Erpressungsversuche.
Wegner sagte aus, dass Serdarusic' Ehefrau Mirjana ihm Ende Juli 2008 mit hasserfülltem Gesicht von Bestechungen seitens des THW berichtet habe. „Sie hat gesagt: Uwe hat meinen Mann auf dem Gewissen.“ Daraufhin habe er die anderen THW-Gesellschafter Willi Holdorf und Hubertus Grote informiert und Schwenker zur Rede gestellt. Schwenker habe die Vorwürfe zurückgewiesen.
Die 92 000 Euro, die laut Mirjana Serdarusic durch den mutmaßlichen Mittelsmann Volarevic zur Bestechung der Schiedsrichter gedient hätten, erklärte Schwenker laut Wegner als Provision für die Vermittlung des Kreisläufers Igor Anic. In einer internen Etat-Aufstellung des THW soll die Summe jedoch als „Ablöse“ klassifiziert worden sein. Daher wertet die Anklage die Rechnung von Volarevic als Scheinrechnung, welche die Bestechung verschleiern sollte.