Handballprozess: Verteidigung glaubt Nielsen nicht

Kiel (dpa) - Im Handball-Prozess gegen die ehemaligen THW-Kiel-Verantwortlichen Uwe Schwenker und Zvonimir Serdarusic hat die Verteidigung massive Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Zeugen Jesper Nielsen geäußert.

„Wir glauben, dass der zentrale Zeuge der Anklage in wesentlichen Punkten widerlegt ist“, sagte Schwenkers Verteidiger Michael Gubitz vor dem Kieler Landgericht. Vorausgegangen war eine mehrstündiger Befragung des Dänen, der Gesellschafter des Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen ist. Der Vorwurf der Erpressung stehe weiter im Raum, auch „das Motiv der Falschbezichtigung“ liege nahe, sagte Gubitz.

Schwenker und Serdarusic müssen sich wegen Bestechung im geschäftlichen Verkehr verantworten. Sie sollen den Sieg im Champions-League-Finale 2007 durch Schiedsrichterbestechung gekauft haben. Beide bestreiten dies.

Nielsens Aussagen steckten voller Widersprüche, meinte Gubitz. „Sie sind im Kernbereich so detailarm und blass, dass sich darauf kein Urteil stützen könnte.“ Nach Ansicht der Verteidiger wollten die Löwen mit dem Wissen um angebliche Schiedsrichterbestechung den Preis des damals weltbesten Handballers Nikola Karabatic drücken. Der THW forderte allein drei Millionen für den Ausnahmespieler. Die Löwen boten 1,3 Millionen Euro für Karabatic und Vid Kavticnik an.

„Der Zeuge konnte unsere Annahme nicht widerlegen, dass mit dem Gerücht der Preis gedrückt werden sollte“, sagte Gubitz. Die Verteidigung hob hervor, das Angebot von 1,3 Millionen Euro sei ausgerechnet an dem Tag vorgelegt worden, an dem sich Nielsen und andere Verantwortliche der Löwen bei Serdarusic in Kiel trafen, um mit ihm über die angebliche Schiedsrichterbestechung zu sprechen. Beide Spieler waren zeitweise ebenfalls anwesend - ein Indiz für die Verteidigung, dass es auch um sie gehen sollte.

„Da war der Plan noch ein anderer, da hatte man sich noch was anderes versprochen“, meinte die Verteidigung. Doch beim Gespräch mit Serdarusic habe Nielsen dann die Reißleine gezogen und beschlossen, sich von dem nach seinen Worten „weltbesten Handballtrainer“ wieder zu trennen, den man gerade erst ablösefrei verpflichtet hatte.

Nielsen hatte zwei Tage zuvor Schwenker und Serdarusic belastet. Nach seinen Worten hätten beide ihm gegenüber die Bestechung zugegeben, jeweils aber den anderen dafür verantwortlich gemacht. Der Däne blieb auch am Freitag bei diesen Aussagen.