Jurack tritt ab - schwaches DHB-Team
Leipzig (dpa) - Die Grande Dame des deutschen Handballs hat nach fast zwei Jahrzehnten in perfektem dänisch „farvel“ gesagt. Das 306. Länderspiel gegen Tschechien in ihrer Geburtsstadt Leipzig war für Rekord-Nationalspielerin und -Schützin Grit Jurack das letzte im Deutschland-Trikot.
Die 34-Jährige vom dänischen Spitzenclub Viborg HK machte noch einmal das, was sie am besten konnte: Torewerfen. „Ich danke allen, die mich auf meinem handballerischen Leben begleitet haben. Ich will keinen vergessen! Sie alle waren dafür verantwortlich, was ich jetzt bin. Und Danke an meine Familie, die mich immer unterstützt hat“, sagte Grit Jurack vor 2347 Zuschauern in der Arena Leipzig, während das Team in der letzten Minute Jurack-T-Shirts mit dem Aufdruck „Danke Grit für 305 Spiele“ trug und sang: „Es gibt nur eine Grit Jurack.“
Grit Jurack, die sich vor dem Spiel ins Goldene Buch des DHB eingetragen hat und zur Botschafterin der Heim-WM 2017 berufen wurde, erzielte bei ihrem 306. Länderspiel noch einmal zwei Treffer. Damit schraubte die DHB-Rekordschützin ihr Torekonto auf insgesamt 1581 Treffer.
Drei Tage nach der enttäuschenden 23:30-Niederlage in Most zum Auftakt der EM-Vorbereitung präsentierten sich die Deutschen beim 29:20 (12:9)-Erfolg erneut in einer schlechten Verfassung. Ideenloser Spielaufbau, zahlreiche Fehlpässe und eine mangelnde Chancenverwertung prägten die schwache Begegnung gegen einen eher zweitklassigen Gegner. Nur die Abwehr um eine gut aufgelegte Torhüterin Katja Schülke konnte phasenweise überzeugen.
Erst in der zweiten Halbzeit setzte sich der haushohe Favorit mit druckvollem Spiel wieder etwas ab und erhöhte dank Jurack auf 18:12/40. Beste Werferinnen im Team des Deutschen Handballbundes (DHB) waren Nadja Nadgornaja (5/1) und Laura Steinbach (4/1).
Ursprünglich wollte die wurfgewaltige Linkshänderin Jurack noch bis Juni 2013 für Viborg auf Torejagd und dann erst in Handball-Rente gehen. Bei einer Arthroskopie kam aber die niederschmetternde Nachricht, dass ein schwerer Knorpelschaden in der linken Schulter das sofortige Karriereende fordert. Bereits nach dem Verpassen der Olympia-Qualifikation Ende März hatte sie ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekanntgegeben.
Jurack wird vorerst in Viborg bleiben, wo sie seit 2004 lebt. Eine Rückkehr nach Deutschland ist geplant, der Zeitpunkt aber noch offen. Jetzt haben erst einmal ihr Freund Michael - ein Handballtrainer - und ihr zweijähriger Sohn Lukas Priorität. „Sie zeigen mir, dass es so viel Wichtigeres gibt als noch ein Jahr Handball“, betonte Grit Jurack, die nach der Geburt ihres Kindes am 4. Februar 2010 nur eine Pause von 65 Tagen hatte, um dann im Halbfinale der Champions League wieder zurückzukehren und später ihren dritten Sieg in der Königsklasse mit Viborg zu feiern.
Grit Jurack verabschiedet sich mit einer Vielzahl an Rekorden: 306 Mal lief sie im Trikot des Deutschen Handballbundes (DHB) auf, so oft wie keine andere. Mit nunmehr 1581 Toren führt die Diplom-Sportwissenschaftlerin auch die interne DHB-Rangliste an. Fünfmal wurde sie zur Handballerin des Jahres gekürt. Ihr größter Auswahl-Erfolg war der Gewinn von WM-Bronze 1997 und 2007.