Karabatic ist für Frankreich wertvoll wie nie
Herning (dpa) - Dem Triumphmarsch folgte die Marseillaise: Voller Inbrunst und mit stolz geschwellter Brust sang Superstar Nikola Karabatic inmitten seiner Teamkollegen bei der Siegerehrung die Hymne.
Mit dem goldenen Teller zu ihren Füßen und den Goldmedaillen um ihre Hälse genossen Frankreichs Handballer in Herning den EM-Triumph. Angeführt von Karabatic demontierte der Olympiasieger im Endspiel mit einem imponierendem Auftritt Gastgeber und Titelverteidiger Dänemark mit 41:32 (23:16). „Ich wollte nicht mit einer Silbermedaille abreisen. An den Verlierer erinnert man sich nicht“, sagte der Rückraumspieler der Sportzeitung „L'Equipe“.
Nikola Karabatic ist kein Verlierer. Der 29-Jährige ist uneingeschränkter Chef der Nationalmannschaft und wurde vollkommen verdient als wertvollster Spieler der Europameisterschaft geehrt. Dank seiner mentalen wie körperlichen Stärke ist Frankreich nach einer Durststrecke wieder ganz oben angekommen. Platz elf bei der EM 2012 in Serbien, Viertelfinal-Aus bei der WM im vorigen Jahr in Spanien - da wurde selbst der Olympiasieg von London als letztes Hurra der dominanten Franzosen gedeutet.
Die vorübergehende Erfolglosigkeit ging einher mit einer Delle in Karabatic' Karriere. Sein Abgang im Unfrieden vom THW Kiel, in dessen Zusammenhang die angebliche Schiedsrichtermanipulation der Kieler im Champions-League-Endspiel 2007 hochkochte, mehr aber noch die Verdächtigungen der Wettmanipulation bei seinem Folgeclub Montpellier HB warfen ihn aus der Bahn. Er war zeitweise inhaftiert, gab Wetteinsätze zu und wechselte Hals über Kopf nach Aix-en-Provence.
Spätestens seither ist Karabatic nicht nur ein herausragender Handballer, sondern auch ein umstrittener. Mittlerweile ist der Welthandballer von 2007 beim FC Barcelona unter Vertrag. Fragen zum Verdacht von Wettmanipulationen oder den damit zusammenhängenden Ermittlungen beantwortet er nicht.
Stattdessen hat er wieder zu sich und seiner Stärke gefunden. „Finals spielt man nicht. Man gewinnt sie“, lautet sein Credo. Und um dies umzusetzen, hat er die richtigen Leute an seiner Seite, so dass die „Blauen“ ihren Titel „Les Experts“ wieder zurecht führen. „Das war ein magisches Turnier in Hinblick auf unser Zusammenspiel. Wir haben noch nie so gut gespielt“, befand Karabatic. Mit den anderen „Alten“ Thierry Omeyer, der im EM-Finale sein 300. Länderspiel bestritt, Daniel Narcisse oder Jerome Fernandez gibt er den Neuen wie Valentin Porte, Alix Nyokas oder Cyril Dumoulin das Selbstverständnis des Siegens weiter.
„Wir haben einen super Teamgeist in dieser Mannschaft. Die Älteren geben ihre Erfahrung an die Jüngeren weiter“, sagte Trainer Claude Onesta. Daniel Narcisse erklärt die Hierarchie: „Das Geheimnis ist, dass die jungen Spieler zuhören und die Alten den Weg vorgeben. Es war wichtig, dass Jerome Fernandez und Thierry Omeyer nach ihren Verletzungen ins Team zurückgekehrt sind. Sie sind als Persönlichkeiten unverzichtbar.“ Und so ist das oft vermutete und von der Konkurrenz ersehnte Ende der französischen Dominanz nicht absehbar. „Die Blauen sind unverwüstlich“, konstatierte „L'Equipe“.