Kein Dschungelkönig: Roggisch nur im Notfall ins Camp
Granollers (dpa) - Dschungelkönig - das ist nichts für Oliver Roggisch. Der Kapitän der deutschen Handball-Nationalmannschaft würde nur in höchster Not ins australische Dschungelcamp des Fernsehsenders RTL einziehen - der bevorzugten abendlichen Fernsehunterhaltung der DHB-Auswahl.
Nach der 23:25-Niederlage im WM-Spiel gegen Tunesien waren vielmehr Roggischs Qualitäten als Motivator gefordert, damit im Schlüsselspiel am Dienstag gegen Argentinien all seine Teamkollegen wieder guten Mutes sind. „Ich bin zu meinen Spielern in die Zimmer gegangen und habe gesagt, dass nichts passiert ist. Ich habe nicht das Gefühl gehabt, dass irgendwelche Leute gedacht haben, die Welt geht unter“, meinte Roggisch am spielfreien Montag in Granollers.
Gegen den Panamerika-Meister Argentinien setzt Bundestrainer Martin Heuberger auf den körperlichen Einsatz seines angeschlagenen Abwehrchefs. „Auf unsere Abwehr kommen individuell starke Spieler zu“, erzählte der Schutterwälder nach dem Videostudium gewohnt analytisch. Für Roggisch standen daher bis zur nächsten Partie intensive physiotherapeutische Maßnahmen auf dem Programm, denn im Spiel gegen Tunesien hatte er sich Rückenbeschwerden eingehandelt.
Nach Auskunft von Mannschaftsarzt Dr. Berthold Hallmaier plagen ihn Probleme zwischen Wirbelsäule und Becken. „Wir denken, dass wir das in den Griff bekommen“, sagte er. Roggisch wurde akkupunktiert und intensiv behandelt. „Das hat mit gutgetan. Es ist jetzt schon viel besser. Die Physios machen eine tolle Arbeit“, sagte der Kapitän und gab Entwarnung: „Ich werde zu 100 Prozent spielen.“
Horst Bredemeier, Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB) sieht trotz der ersten Turnierniederlage die Ziele nicht in Gefahr. „Das ist eine Niederlage, die uns wehtut. Wir wollten uns so früh wie möglich für das Achtelfinale qualifizieren. Die nächsten beiden Spiele sind jetzt nicht direkt Schlüsselspiele, aber sehr wichtig. Das Ziel Viertelfinale behalten wir im Auge“, erklärte der deutsche Delegationsleiter.
Von den großen Aufgaben hatten sich die deutschen Auswahlspieler mit gemeinsamer Fernsehunterhaltung beim Dschungelcamp abgelenkt. „So viele Programme haben wir ja hier nicht“, sagte Roggisch. Der Abwehrchef von den Rhein-Neckar Löwen hatte tatsächlich im vorigen Jahr eine Anfrage über Facebook, ins Dschungelcamp einzuziehen. Geantwortet hat er aber darauf nicht.
Dennoch ist die Show ein bevorzugtes TV-Format für den Team-Senior und seine Kollegen. Einen Favoriten auf den Titel Dschungelkönig, den unter anderen schon Kabarettistin Desiree Nick, Schlagersänger Costa Cordalis und Schauspielerin Brigitte Nielsen eroberten, hat er noch nicht auserkoren. „Das hat sich noch nicht herauskristallisiert“, gestand er, „aber von den Namen kenne ich die meisten sowieso nicht.“ Nach einer kurzen Gedankenpause fiel aber ein: Arno Funke, als Kaufhaus-Erpresser Dagobert berühmt geworden, „ist mein Favorit. Aber der wird es bestimmt nicht.“
Und er selbst? Will sich nicht um die Nachfolge von Desiree Nick, Costa Cordalis oder Brigitte Nielsen bemühen. „Falls meine komplette Finanzberatung in die Hose gehen sollte und alle Häuser abbrennen, dann habe ich ein Problem. Vielleicht gehe ich dann dahin. Aber bislang ist das nicht geplant“, sagte Roggisch.