Kiel demonstriert Stärke - HSV gewinnt Krimi
Frankfurt/Main (dpa) - Dramatik, Emotionen und am Ende sogar Geleitschutz für die Schiedsrichter: Titelfavorit THW Kiel hat die Rhein-Neckar Löwen im Spitzenspiel der Handball-Bundesliga mit 30:27 gebändigt und steht nach fünf Spielen mit einer weißen Weste weiter an der Tabellenspitze.
„Die Saison ist noch lang, aber das war schon ein Schlüsselspiel, gegen einen Mitkonkurrenten auswärts zu gewinnen“, stellte THW-Trainer Alfred Gislason zufrieden fest.
Während die „Zebras“ auf dem Weg zur angestrebten Meisterschaft souverän marschieren, zitterte sich Meister HSV Hamburg (6:4 Punkte) im Krimi beim VfL Gummersbach zu einem glücklichen 32:31-Sieg. Die SG Flensburg-Handewitt fügte der MT Melsungen beim 28:25 die erste Saisonniederlage zu und schloss nach Punkten zu den Nordhessen und dem in Hüttenberg mit 29:27 siegreichen TBV Lemgo (alle 6:2) auf.
Überhaupt nicht in Fahrt kommt EHF-Cup-Gewinner Frisch Auf Göppingen, der nach dem 27:31 bei TuS N-Lübbecke mit 2:8 Zählern im Tabellenkeller festhängt. Weiter ohne Verlustpunkt bleiben die Füchse Berlin. Eine Woche vor ihrem Champions-League-Debüt gewannen die Hauptstädter glücklich mit 25:23 (14:10) gegen die HSG Wetzlar und sind mit 8:0 Punkten erster Verfolger des THW Kiel. Im zweiten Spiel des Tages siegte der SC Magdeburg bei Aufsteiger Eintracht Hildesheim mit 30:25 (16:13).
Vor 9500 Fans in Mannheim lieferte Kiel eine Demonstration der Stärke ab. Immer wenn es eng wurde, hatten die Gäste um den überragenden Torhüter Thierry Omeyer die richtige Antwort parat. „Es ist wichtig, dass wir heute gewonnen und ein sehr schönes Spiel gezeigt haben. Ich bin sehr zufrieden“, sagte Omeyer.
Der Franzose entschärfte nicht nur 16 Würfe der Löwen, sondern lieferte sich in der hektischen Schlussphase auch eine Privatfehde mit Nationalspieler Uwe Gensheimer. Der Löwen-Linksaußen, mit neun Treffern erfolgreichster Schütze der Partie, kassierte wegen Behinderung des Kieler Keepers und später nach einem Wischer zum Gesicht des Franzosen jeweils eine Zeitstrafe und Omeyer dafür die Pfiffe der aufgebrachten Fans. Deren Unmut richtete sich nach dem Abpfiff zudem gegen die Schiedsrichter, die vom Sicherheitspersonal in die Kabine eskortiert wurden.
Am Verdienst des Kieler Erfolges gab es keine Zweifel. „Wir haben toll gekämpft, waren aber am Ende auch etwas müde“, sagte Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson. Manager Thorsten Storm meinte: „Dass Kiel gewinnt, ist keine Überraschung. Aber der THW musste sich gewaltig strecken und wir können stolz auf unsere Leistung sein. Es kommen auch wieder andere Zeiten.“ Das schließen selbst die Norddeutschen nicht aus, weshalb Gislason auf die Euphoriebremse trat. „Die Liga hat so viele gute Mannschaften, das war nur ein kleiner Schritt“, warnte der THW-Coach.
Erleichterung herrschte bei Titelverteidiger HSV Hamburg, der in Gummersbach bis zur letzten Sekunde um den ersten Saison-Auswärtssieg zittern musste. „Ich glaube, dass wir heute gelernt haben, 60 Minuten zu kämpfen“, lobte HSV-Trainer Per Carlén. Torsten Jansen war mit sieben Toren bester Werfer für die Gäste.