DHB will sein Profil schärfen - Strombach kandidiert

Leipzig (dpa) - Nach dem Mittagessen schlägt die Stunde der Wahrheit: Ulrich Strombach stellt sich dann in Wiesbaden auf dem 30. Bundestag zur Wiederwahl als Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB).

„Meine Bereitschaft, für eine weitere Legislaturperiode zu kandidieren, hing nicht zuletzt von der Kooperationsbereitschaft der Ligavertretungen der Bundesliga Männer HBL und der Frauen HBF ab. Hier hat sich seit Februar 2011 eine erhebliche Verbesserung ergeben“, sagte der Jurist aus Gummersbach in einem Interview auf der Verbands-Homepage. Seit 1998 leitet er die Geschicke des DHB.

Geht es nach Strombach, führt er den mitgliederstärksten nationalen Handballverband der Welt (846 359 Mitglieder) bis 2016 und damit erstmals für fünf Jahre. Denn das DHB-Präsidium hat die Änderung der Satzung dahingehend beantragt, dass die Wahlperioden dem Olympia-Zyklus angepasst werden. Bislang sind die Delegierten aus den fünf Regional- und 22 Landesverbänden im Drei-Jahres-Rhythmus an die Urnen gebeten worden.

2008 war der 67-jährige Strombach auf dem Bundestag in Hamburg mit 85,6 Prozent der Stimmen in seine laufende Amtszeit gewählt worden. Sportlich wie sportpolitisch sind die vergangenen drei Jahre jedoch eher durchwachsen verlaufen. Nach der glanzvollen Heim-WM mit dem Titel für die Männer 2007 und dem dritten WM-Platz der Frauen im gleichen Jahr in Frankreich sind beide Nationalmannschaften abgestürzt.

Die Männer waren bei der vorigen WM in Schweden als Elfte so schlecht wie nie zuvor, die Frauen erlitten als 13. der EM ein Fiasko. „Mit der Umsetzung und den Ergebnissen unserer Arbeit sind wir sehr zufrieden, auch wenn wir rein sportlich nicht ausschließlich Positives zu vermelden hatten“, konstatierte Strombach, „aber wir haben die Defizite schnell und richtig erkannt und in einer vorher nicht gelebten Kooperation mit den Ligen und den Landesverbänden entsprechende Schritte eingeleitet.“

Martin Heuberger wurde als Nachfolger des ins DHB-Sportmanagement gewechselten Heiner Brand neuer Bundestrainer der Männer, der Däne Heine Jensen folgte dem erkrankten Rainer Osmann als Frauen-Bundestrainer. Beide sollen nun ihre Auswahlteams trotz hoher Hürden zu Olympia in London führen.

Sportpolitisch kann Strombach darauf verweisen, dass er national den Schulterschluss zwischen Verband und den Ligaverbänden hergestellt hat. Wenngleich der neue Grundlagenvertrag mit der HBL noch immer nicht unterzeichnet ist. „Wir haben ihn unterschriftsreif an den DHB zurückgeschickt“, sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. Er kann sich vorstellen, dass das neue Vertragswerk den Delegierten als Bonbon präsentiert wird. Bohmann: „Ich bin grundsätzlich frohen Mutes, dass der Vertrag bis 30. September unterschrieben wird, denn dann läuft der alte aus.“

Mächtig Nachholbedarf hat der DHB auf internationaler Ebene. Denn weder im Europaverband EHF noch im Weltverband IHF ist der größte nationale Handballverband in der Exekutive vertreten. Lediglich in nachgeordneten Gremien finden sich Deutsche. „Wir müssen den Status, den wir als Verband dem Handballsport gegeben haben, die Anerkennung und Akzeptanz in ganz Deutschland erhalten und steigern. Gleiches gilt für die internationale Bühne“, gab Strombach zu.