Kiels Endspiel vor Gericht
Im Gerichtsprozess gegen Uwe Schwenker und Noka Serdarusic geht es um Manipulation von Spielen des Rekordmeisters THW.
Kiel. Ein Medienauflauf wie bei einem Champions-League-Spiel, diesmal aber geht es für den Handball-Rekordmeister THW Kiel um einen Gerichtsprozess. 23 Journalisten berichten von Mittwoch an aus dem Saal 232 des Kieler Landgerichs. Angeklagt sind der ehemalige Manager Uwe Schwenker sowie der einstige Trainer Zvonimir Serdarusic, die 2007 das siegreiche Champions-League-Finale gegen den Nordrivalen SG Flensburg-Handewitt manipuliert haben sollen.
Beide bestreiten die Vorwürfe, die vor zweieinhalb Jahren bekannt wurden. Im Mittelpunkt steht der Verbleib von 152 000 Euro von den THW-Konten. 92 000 Euro davon sollen über einen kroatischen Mittelsmann an die polnischen Schiedsrichter des Finals geflossen sein. Sowohl Schwenker als auch Serdarusic, beide gelten aufgrund privater Fehden als heillos zerstritten, wollen keine Aussagen machen. Fahrt dürfte der Prozess aufnehmen, wenn weitere Zeugen auftreten: Jesper Nielsen, der dänische Gesellschafter der Rhein-Neckar Löwen, hatte die Affäre mit diversen Anschuldigung mit ins Rollen gebracht und soll wie die betroffenen Final-Schiedsrichter Miroslaw Baum und Marek Goralczyk aussagen. Letztere hatten eine Manipulation stets bestritten.
Und auch der kroatische Spielervermittler Nenad Volarevic ist geladen. In ihm sehen viele den Mittelsmann der Manipulation, Schwenker indes hat schon 2009 darauf verwiesen, Volarevic bezahlt zu haben, um diverse Spielertransfers vorzubereiten. Ein anderer Teil des Geldes, so Schwenker, sei als Darlehen an Serdarusic gegangen.
Beim THW Kiel herrscht indes Gelassenheit. „Das sieht man doch daran, wie wir spielen“, sagte Geschäftsführer Klaus Elwardt. Seine Mannschaft hat in der Bundesliga die vier bisherigen Saisonspiele deutlich gewonnen und thront an der Tabellenspitze.
Die SG Flensburg-Handewitt, die bei erwiesener Manipulation als Verlierer des Finals Schadenersatz fordern könnte, mahnt zur Ruhe. „Es tut der SG gut, wenn wir uns auf den sportlichen Bereich konzentrieren“, meinte Geschäftsführer Holger Kaiser.
Das Kieler Landgericht schickt sich jedenfalls an, Justizgeschichte zu schreiben. Denn den Vorwurf der Schiedsrichterbestechung gibt es im deutschen Recht nicht. Deshalb bemüht die Kammer das Wirtschaftsstrafrecht. Eine „Straftat gegen den Wettbewerb“ lautet: „Bestechlichkeit und Bestechung im geschäftlichen Verkehr“ (Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe). Schwenker ist auch angeklagt, die THW-Bilanz 2007 unrichtig erstellt zu haben. Die Strategie von Schwenkers Verteidiger Michael Gubitz steht, er wird den Gang ins Wirtschaftsstrafrecht anfechten: „Das ist ein juristischer Holzweg ins Abseits!“ dpa/kup