Kiel: Sieg als Geburtstagsgeschenk an Trainer Gislason
Hamburg (dpa) - Drei Spieltage ist die aktuelle Saison in der Handball-Bundesliga erst alt, und schon hat Rekordmeister THW Kiel seinen angestammten Platz an der Tabellenspitze wieder eingenommen. Nach dem 32:26 beim HSV Hamburg stehen die „Zebras“ mit drei Siegen aus drei Spielen auf Platz eins.
Während beim Champions-League-Sieger HSV nach dem verpatzten Saisonstart Frustration zu spüren war, bedankte sich Kiels Erfolgscoach Alfred Gislason für das Geschenk zu seinem 54. Geburtstag. „Ich bin sehr stolz. Die Mannschaft hat diszipliniert gespielt. Das ist ein besserer Saisonstart, als wir erwartet haben“, resümierte der Isländer sichtlich zufrieden.
Angeführt vom starken Kapitän Filip Jicha und seinem Rückraum-Kollegen Marko Vujin zog der THW dem Erzrivalen vor allem mit einer starken Abwehrleistung im zweiten Durchgang den Zahn. Zudem machten die beiden Keeper Andreas Palicka und Johan Sjöstrand einen guten Job. Wer den THW nach dem personellen Umbruch vor der Saison schon abgeschrieben hatte, sei nun eines Besseren belehrt worden. „Das war eine Botschaft an die Liga, dass der THW eben nicht diese Vormachtstellung vorerst verloren hat, sondern mehr als wettbewerbsfähig ist“, sagte Sport1-Experte Stefan Kretzschmar.
Gislason klatschte schon vor dem Abpfiff mit einem Lächeln im Gesicht mit seiner Mannschaft ab. Doch der Isländer analysierte dann gewohnt nüchtern das Geschehen. Der HSV Hamburg habe mit den erfolgreich bestrittenen Qualifikationsspielen zur Champions League gegen die Füchse Berlin sowie den Auftritten beim Super Globe in Doha eine hohe Belastung vor dem Nordderby gehabt. Den Schlüssel zum Sieg hatte der THW-Coach schnell ausgemacht: „Die Mannschaft hat an sich selbst geglaubt, und wir hatten eine gute Torhüterleistung.“
Hamburgs Trainer Martin Schwalb war nach der zweiten Pleite im zweiten Saisonspiel richtig „angefressen“. Gefragt, ob er nach den Äußerungen von Vereinspräsident Matthias Rudolph („Unser Anspruch müssen Titel sein“) noch Rückendeckung verspüre, reagierte der 50-Jährige gereizt: „Ich kann mir selber keine Rückendeckung geben.“
Nach der Auftaktpleite gegen den Bergischen HC habe seine Mannschaft auch gegen „böse Geister“ kämpfen müssen. „Da gelingt nicht alles so, wie man sich das vorstellt“, meinte Schwalb und schickte gleich eine Kampfansage an die Förde: „Wir versuchen, uns die zwei Punkte in Kiel wiederzuholen.“
HSV-Geschäftsführer Christoph Wendt ließ sich durch den Fehlstart nicht aus der Ruhe bringen: „Wir haben gegen den Bergischen HC eine schlechte Leistung gezeigt und gegen einen guten THW Kiel verloren. Deshalb müssen wir nicht gleich alles infrage stellen.“ Die Meisterschaft sei kein 100-Meter-Sprint, sondern ein Marathonlauf. Und da stehe man erst am Anfang. Unstrittig dürfte aber sein, dass die Luft für Schwalb bei einer erneuten Schlappe am Mittwoch gegen die HSG Wetzlar merklich dünner wird.