Klartext vor Premiere: Sigurdsson will Erfolg
Heilbronn (dpa) - Kein Schnupperkurs, keine Alibi-Einsätze, aber auch keine Revolution: Vor seiner Premiere als Bundestrainer redet Dagur Sigurdsson Klartext und bringt zumindest verbal schon mal frischen Wind die Handball-Nationalmannschaft.
„Teambuilding wird überschätzt. Die beste Methode, Spieler zu formen, ist zu gewinnen. Du brauchst Erfolgserlebnisse und musst Spiele gewinnen, dann scheint die Sonne“, erklärte der Isländer.
19 Tage nach seinem Amtsantritt sitzt der 41-Jährige an diesem Samstag in Göppingen gegen die Schweiz erstmals als deutscher Nationalcoach auf der Bank. 24 Stunden später folgt für den Nachfolger von Martin Heuberger, der noch eine Saison lang in Doppelfunktion auch den DHB-Pokalsieger Füchse Berlin betreut, in Neu-Ulm der zweite Vergleich mit den Eidgenossen.
Trotz 215 Länderspielen für Island, zwei Jahren Auswahltrainer in Österreich und bereits fünf Jahren Bundesliga in Berlin: Eine Portion Nervosität hat Sigurdsson dennoch befallen. „Eine gewisse Anspannung ist da, aber nicht weil es das erste Spiel ist, sondern weil man nicht ganz genau weiß, wo man eigentlich steht. Vor einem Spiel möchte ich auch eine gewisse Nervosität spüren, dieses Wettkampfgefühl“, sagte er.
Zu allem Überfluss blieb auch ihm das schon obligatorische Verletzungspech der Nationalspieler treu. Am Freitag reiste Linkshänder Fabian Wiede wegen einer Knieblessur aus dem Trainingslager ab. Zuvor hatten bereits Finn Lemke (Lemgo), Steffen Weinhold (Flensburg-Handewitt), Steffen Fäth (Wetzlar) und Tobias Reichmann (Kielce) ihren Einsatz abgesagt.
Davon aber will sich Sigurdsson nicht von seinem Anspruch abbringen lassen. „Wenn wir meinen, dass wir besser sind als die Schweiz, müssen wir gewinnen“, sagte Sigurdsson ohne Umschweife. Für die Partien hat der Isländer - wenngleich wegen der Ausfällen sowie des Rücktritts von Holger Glandorf nicht ganz freiwillig - vier Neulinge nominiert. Julius Kühn (Gummersbach), Erik Schmidt (Friesenheim), Philipp Müller (Melsungen), Andreas Wolff (Wetzlar) und der hoch talentierte Paul Drux (Berlin) sollen erstmals im A-Team des Deutschen Handballbundes (DHB) auflaufen.
Angeführt wird die Auswahl wie zuletzt vom erfahrenen Linksaußen Uwe Gensheimer als Kapitän und Torhüter Silvio Heinevetter, der vor seinem 111. Länderspiel steht. Sigurdssons Forderung ist für gestandene wie unerfahrene Spieler aber gleich: „Ich habe keinen eingeladen, um hier reinzuschnuppern. Ob alt oder jung: als Sportler willst du Verantwortung.“ Einsatz, Engagement und Herzblut verlangt er schon im Training. „Die Spieler, die im Training am besten überzeugt haben, werden am Anfang auf der Platte stehen. Und dann werden wir sehen, wer noch eine Chance bekommt“, nannte er seine Kriterien und fügte an: „Wir sind nicht hier, um die Spielzeiten der Spieler zu erhöhen, sondern um Siege zu sammeln.“
Seit Montag hatte der neue Bundestrainer seine Spieler in Heilbronn um sich versammelt und ihnen seine Maxime und Spielideen vermittelt. Dabei will er nicht alles von den Füßen auf den Kopf stellen. „Im Handball geht es um Kleinigkeiten, es gibt nichts Neues. Wir wollen nur viel besser spielen, als wir es zuletzt gemacht haben. In der Abwehr gibt es keine Revolution“, erklärte er. Von diesem Weg ist auch der Kapitän überzeugt. „Er will einige Änderungen organisatorischer und taktischer Art. Stück für Stück alles zu verfeinern, ist der richtige Weg“, sagte Gensheimer.