Krönung: Hannovers Handballer vor Europa-Premiere

Hannover (dpa) - Jahrzehntelang kämpfte sich der TSV Hannover-Burgdorf aus den Handball-Niederungen bis hinauf in die Bundesliga. Jetzt ist der Club in Europa angekommen. Am Samstag feiern die Niedersachsen mit ihrem ersten EHF-Pokal-Spiel bei den Kadetten Schaffhausen ihre Europapokal-Premiere.

„Das ist für alle ein Traum, Europa hätten wir uns nie vorstellen können“, sagt Trainer Christopher Nordmeyer. Der 46-Jährige hat den Aufstieg der TSV von Kindesbeinen verfolgt. Mit sechs Jahren spielte Nordmeyer zum ersten Mal bei der TSV Burgdorf Handball. „Die Jugendlichen der A- und B-Jugend waren damals unsere Vorbilder.“ 1997 stiegen die Burgdorfer in die Regionalliga auf. Als Zweitligisten zogen die Niedersachsen 2005 von der heimischen Schulsporthalle nach Hannover an den Maschsee. 2009 schließlich folgte der Bundesligaaufstieg. „Einen Rückschritt gab es nie“, meint Nordmeyer.

Neben Spargelanbau und Pferdezucht wurde über die Jahre auch der Handball zum Aushängeschild der 30 000-Einwohner-Stadt Burgdorf. Nach dem anfänglichen Kampf um den Klassenverbleib haben sich die Burgdorfer nun im Oberhaus etabliert - und sich in vergangenen Saison für den Europapokal qualifiziert.

Der Profihandball vergrößert unweigerlich die Kluft zwischen der Mannschaft und ihrer eigenen Herkunft. Heute steht die Heimstätte der Handballer in der Landeshauptstadt Hannover. Die TSV bekam 2011 ihre erste eigene Geschäftsstelle, präsentierte 2012 ein neues Logo. Wurde der Verein bis in die zweite Liga ehrenamtlich gemanagt, leitet heute Geschäftsführer Benjamin Chatton vier feste Mitarbeitern. „Europa ist das i-Tüpfelchen unserer Entwicklung“, sagt der Manager.

„Es hat sich viel verändert“, erzählt auch Lars Lehnhoff. Der heutige Kapitän spielt seit 2004 für die Burgdorfer. Das regelmäßige Training in der alten Schulsporthalle in Burgdorf erinnert ihn an die Wurzeln des Vereins. „Früher haben wir nach dem Spiel mit den Zuschauern noch was getrunken, heute gehen wir in die Umkleide, schreiben Autogramme und treffen im VIP-Raum die Sponsoren“, erzählt der 27-Jährige die Unterschiede zu früher.

„Ich versuche den Spielern mitzugeben, dass es noch etwas Besonderes ist, in Burgdorf zu sein“, sagt Nordmeyer. Das gilt vor allem jetzt, da die Mannschaft die internationale Bühne betritt. „Ich brenne innerlich auf das Spiel“, meint Lehnhoff zum Drittrunden-Duell gegen Schaffhausen. „Das ist ein ganz, ganz starker Gegner, die beste Mannschaft der Schweiz“, bekräftigt Nordmeyer.

Mit nur 13 Feldspielern fährt der 46-Jährige einen riskanten Kurs. Gerade vor der Europa-Premiere ist das halbe Team krank oder verletzt: In Schaffhausen fallen neben Rechtsaußen Torge Johannsen auch Tamás Mocsai und Juan Andreu wegen Verletzungen aus. Deswegen holte die TSV nun sogar Ex-Kreisläufer Mario Clößner zurück. Der 29 Jährige war zuletzt vertragslos. Auch der isländische Nationalspieler Rúnar Kárason von den Rhein-Neckar Löwen wurde vor der Europa-Premiere verpflichtet. Trotz der Personalmisere bleibt Trainer Nordmeyer zuversichtlich: „Wir hoffen, ein weiteres Kapitel unserer tollen Geschichte zu schreiben.“