Nach Kiel-Debakel: Prinzip Hoffnung in Flensburg

Flensburg (dpa) - Am Morgen nach der Demontage erwachte bei der SG Flensburg-Handewitt der Trotz. „Es ist ein neuer Tag. Zeit, sich zu erheben und hart zu arbeiten“, verkündete Trainer Ljubomir Vranjes via Kurznachrichtendienst Twitter.

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Am Vorabend hatte der Titelverteidiger im Achtelfinal-Hinspiel der Handball-Champions League ausgerechnet gegen den THW Kiel eine schon historische 21:30-Pleite erlitten: Es war die höchste Niederlage in eigener Halle gegen den deutschen Meister und zugleich die erste Heimpleite gegen den Nordrivalen seit 2011. Bislang hatte es in Flensburg noch nie eine Neun-Tore-Differenz gegen den Dauerrivalen gegeben - acht Treffer waren das höchste (29:37/2008; 33:41/2009).

„Das war ein schrecklicher Arbeitstag“, gab Vranjes zu. Dass schon Teil eins der Neuauflage des Vorjahresfinales in der Königsklasse eine solch deutliche Angelegenheit werden würde, hatte nicht mal sein Kieler Kollege Alfred Gislason für möglich gehalten. „Einen Erfolg in dieser Höhe hatte ich nicht erwartet. Ich bin sehr stolz auf meine Jungs, dass sie diesen Erfolg so souverän eingefahren haben“, meinte der Isländer, der allerdings vorerst auf Andreas Palicka verzichten muss. Der schwedische Torhüter erlitt in Flensburg einen Sehnenanriss im linken Oberschenkel und fällt mehrere Wochen aus.

104 Tage nach dem gewonnenen Endspiel in Köln droht Flensburg das früheste Aus eines Titelverteidigers. Für das Rückspiel am Sonntag setzen Vranjes und seine Spieler daher auf ein Wunder. „Ich könnte jetzt sagen, dass wir in Kiel natürlich mit zehn Toren Unterschied gewinnen“, erklärte der Schwede mit einem Anflug von Galgenhumor und fügte an: „Aber das wird sehr, sehr schwer. Im Rückspiel wollen wir es in jedem Fall besser machen. Ich will eine Entwicklung sehen.“ Auch bei Kapitän Tobias Karlsson herrscht das Prinzip Hoffnung: „Es gibt keinen anderen Weg, als in Kiel ein gutes Spiel abzuliefern. Das war schon vorher schwer und wird jetzt noch schwerer.“

Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt den Flensburgern nicht. Schon am Mittwoch sind sie in der Bundesliga beim aufmüpfigen Aufsteiger HC Erlangen gefordert. Denn im Zweikampf mit dem SC Magdeburg um den dritten Tabellenplatz und damit die Teilnahme an der Champions League auch in der kommenden Saison brauchen die Norddeutschen jeden Punkt.

Auch die Kieler benötigen für ihren Zweikampf um die deutsche Meisterschaft gegen die Rhein-Neckar Löwen jeden Zähler und wie im Vorjahr wohl auch jedes Tor. Am Mittwoch muss der Titelverteidiger zum TuS N-Lübbecke, reist dort aber mit besserer Laune hin als die Flensburger nach Erlangen. Und für das Rückspiel gegen die SG haben sich die Kieler auch schon wieder eine Menge vorgenommen. „Wir werden im Rückspiel nicht auf Ergebnis spielen, sondern wollen gewinnen. Das sind wir unserem Publikum schuldig“, erklärte Gislason.